Interpretationshilfe zum Lawinenlagebericht 1. Was ist ein Lawinenlagebericht?Seit Dezember 1999 wird von der Regionalstelle der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Graz ein täglicher Lawinenlagebericht erstellt. Dieser Bericht beinhaltet neben einer aktuellen Wetterprognose den Schneedeckenaufbau, die Verhältnisse im gesicherten Gelände und die Tourenbedingungen. Dabei wird die Steiermark in Gebirgsregionen mit typischen Witterungszügen bezüglich der Schneeverhältnisse und der daraus resultierenden Lawinengefahr eingeteilt. In Gefahrenstufen wird der Grad der zu erwartenden Lawinengefahr in den verschiedenen Regionen angegeben. Es sind dies die Nordalpen, die Niederen Tauern, die Gurk- und Seetaler Alpen sowie der Ost- und Westteil des Steirischen Randgebirges. Die verwendeten, vereinheitlichten Begriffe sollen dem Benutzer seine Entscheidungsfindung in Situationen mit möglichen Lawinengefahren erleichtern. 2. ZielpublikumDer Lawinenlagebericht richtet sich an all jene, die im winterlichen Gebirge in Beruf und Freizeit möglichen Lawinengefahren ausgesetzt sind und denen die Beurteilung von Lawinengefahren und Empfehlungen von Sicherungsmaßnahmen obliegt. Dazu gehören etwa folgende Gruppen:
Der Jahresdurchschnitt der Todesopfer infolge Lawinenverschüttung beträgt in Österreich 26 Personen. Unfallanalysen zeigen, dass die meisten Lawinenopfer im "freien Gelände", also beim Ausüben ihrer Freizeitbeschäftigung mit Ski, Snowboard oder beim Bergsteigen Schaden nehmen. Der Lawinenlagebericht, gedacht als Warnung, soll also vor allem auch Hinweise für das breite Publikum enthalten. In kritischen Situationen muss der Lagebericht allerdings auch verstärkt auf die Bedürfnisse der lokalen Sicherungsdienste, die im wesentlichen für den Schutz der Verkehrswege und der besiedelten Gebiete verantwortlich sind, eingehen. Trotz seiner beschränkten Länge müssen im Lawinenlagebericht je nach Situation verschiedene Benutzergruppen angesprochen werden. Dies führt oft dazu, dass beispielsweise bei relativ stabiler Schnee- und Witterungslage die Hinweise für Skitourengeher ausführlicher ausfallen als jene für die lokalen Lawinensicherungsdienste. Bei grosser und sehr grosser Lawinengefahr, also wenn angenommen werden kann, dass Skitouren ohnehin nicht unternommen werden, fallen andererseits die Empfehlungen für die Lawinensicherungsdienste umfangreicher aus. 3. Grundlagen für die Ausarbeitung des LawinenlageberichtesDem Lawinenwarndienst stehen verschiedene Hilfsmittel zur Ausarbeitung des Lawinenlageberichtes zur Verfügung:
Die Beurteilung der Lawinensituation erfolgt im wesentlichen auf Grund der morgendlichen Meldungen der Lawinenbeobachter an den Beobachterstationen. Diese befinden sich im alpinen Bereich der Steiermark und liegen in Höhenlagen zwischen 1020 und 1720m (Wind und Temperatur bis 2700m) (siehe Stationskarte). Auf diesen Stationen ermittelt der lokale Beobachter die wichtigsten Wetterverhältnisse (u.a. Lufttemperatur, Wind), Schneecharakteristiken (Neuschnee, totale Schneehöhe, Einsinktiefe, Schneetemperatur) und abgegangene Lawinen. Er leitet diesen Meldungsblock jeweils nach der Messung über Telefon an die ZAMG weiter. Gleichzeitig teilt er seine persönliche Einschätzung der Lawinengefahr im lokalen Bereich mit. Von grossem Nutzen für die Beurteilung erweisen sich zudem auch die 10- minütigen Messungen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, dem sogenannten TAWES-Netz. Auch die periodisch im wöchentlichen Abstand über den gesamten steirischen Gebirgsraum verteilt durchgeführten Schneeprofile zur Schneedeckenuntersuchung, die teilweise von den Beobachtern, teilweise von Mitarbeitern der ZAMG und der Abteilung für Katastrophenschutz in den flachen Versuchsfeldern und an repräsentativen Testhängen als Hangprofile mit Rutschblock erhoben werden, bilden eine wichtige Grundlage. Für die Beurteilung der kurzfristigen Wetterentwicklung stehen dem Prognostiker u.a. die Entwicklung des Wind- Temperatur- und Niederschlagsfeldes als Prognoseprodukte zur Verfügung. Zur Analyse der Lawinengefahr braucht es einerseits Kenntnisse der grundlegenden Beziehungen zwischen Witterung und Schneedecke, andererseits zwischen Schneedeckenaufbau und Lawinenaktivität. Der wissenschaftlich arbeitende Lawinen-Experte fällt seine Entscheidungen primär anhand einer Beurteilung der zu erwartenden Schneedeckenstabilität. Die Wechselbeziehung zwischen Spannungen und Festigkeiten im sich dauernd ändernden Material Schnee ist äusserst vielfältig. Zur Geltung kommt der Einfluss des Niederschlags, des Windes, der Temperatur und des Schneedeckenaufbaues, um nur die wichtigsten Grössen bei der Beurteilung der Lawinengefahr zu erwähnen. Die daraus resultierenden Konsequenzen im Gelände (Höhenlage, Exposition, Geländeform) werden von diesen Parametern abgeleitet. Zur Bewältigung der grossen Daten- und Informationsmengen steht der ZAMG eine Visualisierungssoftware zur Verfügung. Daraus werden Zusatzprodukte, wie z.B. der Verlauf der gemessenen Temperatur oder des Neuschnees erarbeitet. Da es aber keine 100%- gültige Methode zur Beurteilung der Lawinengefahr gibt, aber eine Prognose gefordert wird, die vielfach unter Zeitdruck durchzuführen ist, braucht es letztlich bei der Ausarbeitung des Lageberichtes pragmatische Entscheidungen. Auf die langjährige Erfahrung der Personen des Lawinenwarndienstes kann deshalb trotz zunehmender elektronischer Entscheidungshilfen nicht verzichtet werden. 4. Form und Aufbau des LawinenlageberichtesDer Lawinenlagebericht wird in einer gleichbleibenden übersichtlichen Form herausgegeben, die Information in komprimierter Form enthält.
Jeder Region oder Teilregion wird nur eine Gefahrenstufe, bei Bedarf gegliedert nach Höhenlage, zugeordnet. Der gewählte Aufbau soll dazu beitragen, dass der Benutzer die für ihn wichtigen Punkte immer am selben Ort findet. |