Stärkste Erdbeben
Die österreichische Chronik der Schadenbeben reicht bis 1000 n. Chr. zurück.
Starke Bebenschäden in Österreich – 1590 Wien (Epizentrum Riederberg/NÖ), 1927 Schwadorf und 1972 Seebenstein/Pitten © ZAMG Geophysik sowie Ingrid und Wilhelm Milik
Natürlich sind ältere Aufzeichnungen in den Chroniken mit großen Unsicherheiten behaftet und eine Interpretation gestaltet sich dementsprechend schwierig und aufwändig. Dennoch beinhalten diese Überlieferungen wertvolle Hinweise über das Ausmaß historischer Erdbebenkatastrophen.
Die Erdbebentätigkeit Österreichs konzentriert sich in bestimmten Regionen des Bundesgebietes. Erdbeben, die eine Epizentralintensität (Io) vom Grad 7 überschreiten, sind zwar selten in Österreich – es sind aber dennoch mehrere Erdbeben dieser Klasse seit dem Jahr 1201 bekannt (siehe nachfolgende Karte und Tabelle).
Epizentrenkarte der stärkeren Erdbeben Österreichs gemäß untenstehender Tabelle. © GeoSphere Austria Geophysik
Tabelle der Erdbeben, die in Österreich die stärksten Auswirkungen aufwiesen © ZAMG Geophysik
Literatur zur Starkbebenliste
Kurzbeschreibung einiger Starkbeben Österreichs
1590 Ried am Riederberg (Niederösterreich)
Das Erdbeben vom 15. September 1590 im Tullner Feld hatte auf die Bundeshauptstadt Wien die bisher stärksten Auswirkungen. Neben vielen Gebäudeschäden waren auch mehrere Todesopfer zu beklagen.
1927 Schwadorf (Niederösterreich)
Das letzte Erdbeben, das eine Epizentralintensität 8 Grad aufwies und schwere Gebäudeschäden verursachte, ereignete sich am Abend des 8. Oktober 1927 Schwadorf im Wiener Becken. Die folgende Beschreibung bietet einen Überblick über das damalige Schadensausmaß (Zitat): „Sämtliche Häuser beschädigt, Schulen, Pfarrhof, Haus Nr. 32/33 (Gendarmerie), Kindergarten, Gemeindegasthaus und 10 weitere Gebäude teilweise irreparabel baufällig; beide Schornsteine und der Wasserturm der Baumwollspinnfabrik müssen abgetragen werden.“
Auch Nachbarorte wie Enzersdorf an der Fischa waren betroffen (Zitat): „Oberes Ortsende, Richtung Schwadorf, ist ein Trümmerhaufen. Schornsteine, Dächer, ganze Häuser müssen abgetragen werden, jedes Haus zeigt deutliche Spuren des heftigen Erdbebens, sogar massive Neubauten weisen Sprünge an Decken und Wänden auf.“
1972 Seebenstein (Niederösterreich)
Das jüngste stärkere Erdbeben ereignete sich am Vormittag des 16. April 1972 in Seebenstein/Niederösterreich im südlichen Teil des Wiener Beckens. Die Folgen waren bis Wien spürbar, wo die Feuerwehr zu etwa 400 Einsätzen gerufen wurde. Damals stürzten Teile der Balustrade der Wiener Universität herab und unzählige Schornsteine im Stadtgebiet von Wien wurden beschädigt.
Erdbeben, die Gebäudeschäden verursachen, treten in Österreich in sehr unregelmäßiger Folge auf. Im statistischen Mittel, also stark gerundet, ereignet sich alle zwei bis drei Jahre ein Erdbeben mit einer Epizentralintensität von mindestens 6°, alle 15 Jahre von mindestens 7° und alle 120 Jahre ein Erdbeben des Intensitätgrades 8. Daher kommt der Historischen Erdbebenforschung eine sehr große Bedeutung zu, denn diese trägt wesentlich zur verbesserten Einschätzung der langfristigen Erdbebengefährdung bei. Nicht nur seit Beginn der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts wurden auf diesem Gebiet bereits große Fortschritte gemacht, sondern auch jetzt werden laufend Forschungen hinsichtlich historisch relevanter Erdbeben in Österreich durchgeführt.
Die Bilder zeigen das Ausmaß des Schadensbebens 1972 bis nach Wien © Josef Wagner, Ingrid und Wilhelm Milik, Walter Eppensteiner sowie Hans Schiefer
Liste österreichischer Erdbeben, die seit dem Jahr 1972
Gebäudeschäden verursacht haben (I0 ≥ 6°)
Datum | Zeit | M | I0 | Epizentrum | Bundesland |
---|---|---|---|---|---|
05. Jän 1972 |
05:58 | 4,1 | 6 | Wr. Neustadt | Niederösterreich |
16. Apr 1972 |
11:10 | 5,3 | 7-8 | Seebenstein | Niederösterreich |
16. Apr 1972 |
12:05 | 4,0 | 6-7 | Seebenstein | Niederösterreich |
17. Juni 1972 |
10:03 | 3,6 | 6-7 | Pregarten | Oberösterreich |
12. Juni 1973 |
22:03 | 4,0 | 6 | Krieglach | Steiermark |
12. Dez 1973 |
01:03 | 4,5 | 6 | Murau | Steiermark |
26. Dez 1976 |
10:00 | 2,7 | 6 | Feldkirch | Vorarlberg |
12. Mai 1979 |
22:34 | 4,0 |
6 |
Frohnleiten | Steiermark |
31. Jän 1981 |
13:49 | 3,7 | 6 |
Judenburg | Steiermark |
15. Jun 1981 |
12:17 | 4,4 | 6 |
Obdacher Sattel |
Steiermark |
14. Apr 1983 |
16:52 |
5,0 |
6-7 |
Weichselboden |
Steiermark |
15. Apr 1984 |
12:57 | 4,9 | 6-7 |
Maria Schutz | Niederösterreich |
24. Mai 1984 |
21:56 | 4,6 | 6 | Gloggnitz | Niederösterreich |
08. Mai 1992 |
09:51 | 4,3 | 6-7 | Feldkirch | Vorarlberg |
10. Nov 1995 |
01:32 | 4,2 | 6 | Fohnsdorf | Steiermark |
09. Jän 1996 |
02:07 | 4,1 | 6 | Baden | Niederösterreich |
11. Juli 2000 |
04:49 | 4,8 | 6 | Ebreichsdorf | Niederösterreich |
21. Juli 2003 |
15:15 | 4,4 | 6 | Murau | Steiermark |
01. Okt 2004 |
12:01 | 3,8 | 6 | Niklasdorf | Steiermark |
07. Mai 2009 |
23:27 | 4,3 | 6 | Mürzzuschlag | Steiermark |
02. Feb 2013 | 14:35 | 4,4 | 6 | Bad Eisenkappel | Kärnten |
20. Jän 2021 | 08:30 | 4,5 | 6 | Ardning | Steiermark |
30. März 2021 | 18:25 | 4,6 | 6 | Neunkirchen | Niederösterreich |
20. April 2021 | 00:57 | 4,4 | 6 | Neunkirchen | Niederösterreich |
01. Feb 2024 | 02:59 | 4,5 | 6 | Semmering | Niederösterreich |
Zeit | ... | Lokalzeit unter Berücksichtigung der Normalzeit und Sommerzeit |
M | ... | Magnitude |
I0 | ... |
Epizentralintensität auf der 12-stufigen Europäischen Makroseismischen Skala (EMS-98) |
Stand der Liste: Februar 2024 |
- Literatur zur Starkbebenliste
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