Niederösterreich
Erdbebengefahr in Niederösterreich
In Niederösterreich werden im Durchschnitt zehn Erdbeben pro Jahr wahrgenommen. Etwa alle acht Jahre ereignen sich Beben, die bereits zu leichten Gebäudeschäden führen. Stärkere Erdbeben, die vereinzelt größere Schäden verursachen, finden alle 30 bis 40 Jahre statt und noch stärkere im Abstand von mehr als 100 Jahren. Das letzte dieser Kategorie, das eine Intensität vom Grad 8 EMS-98 und eine Magnitude von 5,2 aufwies, fand am 8. Oktober 1927 in Schwadorf statt.
Die zwei bekanntesten Erdbeben der letzten 50 Jahre waren jene am 16. April 1972 in Seebenstein und am 11. Juli 2000 in Ebreichsdorf.
Das wohl stärkste Erdbeben in historischer Zeit ereignete sich am 15. September 1590 in Ried am Riederberg. Es führte zu großen Schäden im Tullnerfeld und in der heutigen Bundeshauptstadt (siehe Wien).
Der Großteil dieser Erdbeben ist auf einen Bruch in der Erdkruste unter dem Wiener Becken zurück zuführen, der sich von Seebenstein bis nach Schwadorf und darüber hinaus bis in die Slowakei erstreckt. Entlang dieser Bruchlinie liegen Wiener Neustadt (1712, 1768, 1841) und Ebreichsdorf (1938, 2000), die immer wieder Epizentren von Erdbeben sind. Diese horizontale Verschiebung trägt zu einer Ausweitung des Wiener Beckens bei, die bis heute andauert und auch zu einer Absenkung führt, die geodätisch nachweisbar ist. Eine Ausnahme stellen die vereinzelten Erdbeben am Rande des Tullner Beckens dar, die mit einer keilförmigen Aufschiebung der Kalkalpen über die Böhmische Masse erklärt werden kann.
Die Erdbeben in Niederösterreich ereignen sich in einer Tiefe zwischen 5 und 11 km.
Das Land Niederösterreich förderte ein langjähriges Projekt zur Erfassung historischer Erdbeben in Niederösterreich und hat zusammen mit dem BMWF die Errichtung des geophysikalischen Conrad Observatoriums bei Muggendorf ermöglicht, wo umfassende Erdbeobachtungen durchgeführt werden.
Literatur:
Hammerl, Ch. & Lenhardt, W.A. 1997. Erdbeben in Österreich. Leykam Verlag, Graz, 191 Seiten.