Messnetz
Um Erdbeben und andere Erschütterungen in und außerhalb Österreichs zu registrieren, betreibt der Österreichische Erdbebendienst ein seismisches Messnetz.
Das Messnetz ist eingegliedert in das weltweite seismische Messnetz um schnell und zuverlässig Erdbeben weltweit erfassen zu können.
Das seismische Messnetz des Österreichischen Erdbebendiensts (Stand 2023)
Vorreiter des Messnetzes waren vier digitale Erdbebenstationen, die zwischen 1989 und 1991 in Tirol mit Hilfe der Tiroler Landesregierung errichtet wurden. Daran schloss sich der landesweite Ausbau des Messnetzes an, das kontinuierlich Daten an den Erdbebendienst in Wien an die ZAMG sendet.
Die neue Generation der Erdbebenstationen ist mit Breitband-Systemen ausgerüstet, die mit extrem hoher Genauigkeit Erdbeben aus dem Nah- und Fernbereich registrieren können. Weitere Stationen sind geplant, um eine flächendeckende Registrierung von Nah- und Fernbeben zu ermöglichen.
Zusätzlich sind in Wien seit 1993 noch sechs Strong-Motion-Geräte in Betrieb, die für Untersuchungen der Auswirkungen der lokalen Untergrundverhältnisse auf die Erschütterungsintensität verwendet werden. Ein weiteres Geräte dieser Art ist aus denselben Gründen in Wiener Neustadt (NÖ) installiert worden. Inzwischen wird am Ausbau des Strong-Motion-Netzes weitergearbeitet. So gibt es heute Stationen in Feldkirch, Namlos, Innsbruck, Schwaz, Zell am Ziller, Fulpmes, Schmirn, am Sonnblick, Kötschach-Mauthen, Gurk, Klagenfurt, auf der Koralpe, Leoben, Kindberg, Schwadorf, Obdach, Admont, Pregarten, am Arlberg, sowie an einigen Standorten von Breitbandstationen.
Ausland
Da Erdbeben „keine Grenzen kennen“, hat die ZAMG Übereinkommen mit den Erdbebendiensten der Nachbarländer zwecks Datenaustausch abgeschlossen. Damit stehen dem Erdbebendienst weitere Daten von Erdbebenstationen im Ausland zur Verfügung, wodurch sich zwar der Auswertungsaufwand wesentlich erhöht hat, jedoch wurde erst dadurch die notwendige Genauigkeit bei der Bestimmung von Epizentren erreicht.
Das Messnetz Österreichs ist damit Teil eines europäischen seismischen Messnetzes geworden und liefert Daten an alle Weltdatenzentren. Natürlich stehen die Aufzeichnungen der Öffentlichkeit zur Verfügung, sie werden sehr intensiv von in- und ausländischen Forschungsinstitutionen genützt.
Je nach Zweck der Erdbebenerfassung werden verschiedene Systeme eingesetzt
- Breitband-Stationen (für die Erfassung von Nah- und Fernbeben)
- Strong-Motion-Stationen (zur Registrierung von starken Bodenbewegungen im Epizentralbereich)
Breitband-Stationen
Breitband-Seismometer zeichnen Bodenbewegungen im Nanometerbereich auf, und sind somit die höchstempfindlichen Erdbeben-Messgeräte. Die Errichtung von Drei-Komponenten-Breitbandstationen ist sehr aufwendig, erfordert die Herstellung einer komplexen Infrastruktur (unterbrechungsfreie Energieversorgung, Blitzschutz, Datenverbindung, Absicherung, etc.) und den Einsatz erheblicher finanzieller Mittel für die Instrumentierung. Grundsätzlich eignen sich nur Standorte, an denen die Bodenunruhe sehr gering ist, denn sowohl natürliche als auch künstliche Störquellen (Wind, Wasserläufe, Industrieanlagen, Verkehrswege, usw.) dürfen den Betrieb dieser hochempfindlichen Messapparate nicht beeinträchtigen. |
Strong-Motion-Stationen
Dieser Typ von Erdbebenstation dient hauptsächlich dazu, sehr starke Bodenbewegungen aufzuzeichnen, um deren Zusammenhang mit möglichen Bauschäden feststellen zu können. Außerdem eignen sich die Daten zur Bestimmung der Verstärkungseffekte, die durch die Beschaffenheit des Untergrundes (Sedimente, Grundwasserspiegel, etc.) hervorgerufen werden können. Aus diesem Grund sind in Wien seit 1992/1993 sechs Strong-Motion Geräte in Betrieb, die zur Untersuchung der Auswirkungen der lokalen Untergrundverhältnisse auf die Erschütterungsintensität verwendet werden. |
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Warum ein Erdbeben- Messnetz in Österreich?
Erdbeben sind in Österreich nicht so selten, wie man oft glauben will. Das letzte Erdbeben, das eine Epizentralintensität 8° aufwies und schwere Gebäudeschäden verursachte, ereignete sich am Abend des 8. Oktober 1927 in Schwadorf im Wiener Becken. Die folgende Beschreibung bietet einen Überblick über das damalige Schadensausmaß: "sämtliche Häuser beschädigt, Schulen, Pfarrhof, Haus Nr.32/33 (Gendarmerie), Kindergarten, Gemeindegasthaus und zehn weitere Gebäude teilweise irreparabel baufällig; beide Schornsteine und der Wasserturm der Baumwollspinnfabrik müssen abgetragen werden". Aber auch Nachbarorte, wie Enzersdorf an der Fischa, waren betroffen: "Oberes Ortsende, Richtung Schwadorf, ist ein Trümmerhaufen. Schornsteine, Dächer, ganze Häuser müssen abgetragen werden, jedes Haus zeigt deutliche Spuren des heftigen Erdbebens, sogar massive Neubauten weisen Sprünge an Decken und Wänden auf".
Das jüngste stärkere Erdbeben ereignete sich am Sonntagvormittag des 16. April 1972 in Seebenstein/Niederösterreich im südlichen Teil des Wiener Beckens. Die Folgen waren bis Wien spürbar, wo die Feuerwehr zu über 800 Einsätzen gerufen wurde. Damals stürzten Teile der Balustrade der Wiener Universität herab und viele Rauchfänge in Wien wurden beschädigt.
Um mögliche Bauschäden durch Erdbeben in Österreich zu reduzieren, wurde die ÖNORM EN 1998-1 für das Bauwesen eingeführt.
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