Daten/Auswertung
Die aus dem Messnetz bereitgestellten Daten werden von unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen laufend analysiert um Erdbeben rasch zu lokalisieren und deren Magnitude zu bestimmen.
Daten
Vom Österreichischen Erdbebendienst werden pro Jahr an die 12.000 Erschütterungen erfasst und ausgewertet. Etwa ein Viertel aller Ereignisse kann vor der manuellen Auswertung durch eine Seismologin oder einen Seismologen auch automatisch detektiert werden. Für die Datenakquisition und Auswertung wird seit 1999 die Antelope®-Software von BRTT, Inc. (Boulder Real Time Technology, www.brtt.com) verwendet.
Überwachung
Im Rahmen der täglichen Überwachung werden seismische Daten vom Erdbeben-Messnetz in Echtzeit an den Erdbebendienst in Wien gesendet und laufend analysiert. Um die seismische Überwachung des gesamten Bundesgebietes zu verbessern, werden auch Daten von zahlreichen Stationen im benachbarten Ausland in Echtzeit übertragen und bei der Auswertung verwendet. Im Fall von stärkeren Erdbeben fließen zusätzlich die Registrierungen der Strong Motion Stationen in die Auswertung ein. Bei Erdbeben in Österreich ab einer Magnitude von 2,5, die möglicher Weise von der Bevölkerung verspürt wurden, oder weltweiten starken Erdbeben erfolgt eine sofortige Alarmierung des Erdbebendienstes sowie eine Aussendung an Warndienste und Medien. Außerhalb der Dienstzeiten ist die Überwachung durch einen Bereitschaftsdienst sicher gestellt.
Auswertung
Die Analyse eines Erdbebens durch eine Seismologin bzw. einen Seismologen umfasst unter anderem die Interpretation der Seismogramme der einzelnen Stationen, die Bestimmung der Ersteinsätze mit Hilfe der drei Komponenten (Vertikal-, Nord- und Ost-Komponente) und die Benennung der Ersteinsätze und nachfolgender Phasen.
Anschließend erfolgt die Lokalisierung des Epizentrums auf der Basis der bestimmten Einsatzzeiten mit dem Programm dbloc2 der Antelope®-Software. Zur Ermittlung der Koordinaten des Epizentrums und der Herdzeit sind mindestens drei Phasen von drei unterschiedlichen Stationen erforderlich. Zur Bestimmung einer zuverlässigen Herdtiefe ist eine weitere Phase und eine geringe Stationsentfernung Voraussetzung. Die Lokalisierungsgenauigkeit ist abhängig von der Stationsdichte und der Genauigkeit des verwendeten Krustenmodells. Sie schwankt in Österreich zwischen zwei und wenigen Kilometern.
Alle analysierten Erdbeben sind auf der Webseite der ZAMG zu sehen (www.zamg.ac.at/erdbeben).
Außergewöhnliche Ereignisse
Eine besondere Situation im Österreichischen Erdbebendienst ergibt sich, wenn sich ein starkes Erdbeben in Österreich oder im nahegelegenen Ausland ereignet hat, das von vielen Personen verspürt wurde und eventuell Sachschäden verursacht hat - wie z.B. in Kroatien am 29. Dezember 2020. In diesem Fall müssen tausende Wahrnehmungsberichte innerhalb kürzester Zeit verarbeitet werden, um die Öffentlichkeit und das staatliche Krisenmanagement über das Schüttergebiet und die Stärke der Fühlbarkeit zu informieren. Hierzu steht auch ein Programm zur automatischen Bestimmung der Makroseismischen Intensität nach der Europäischen Makroseismischen Skala 1998 zur Verfügung. Im Falle von Kroatien erreichten immerhin an die 14.000 Berichte aus Österreich allein den Österreichischen Erdbebendienst.
Auch Starkbeben im Ausland, die häufig eine lang andauernde Nachbebentätigkeit hervorrufen, sowie Erdbebenschwärme in Österreich und benachbarten Regionen stellen außergewöhnliche Situationen für den Erdbebendienst dar.
- Aktuelle Erdbeben
- Ein Überblick über die aktuellen seismischen Tätigkeiten der letzten Wochen in Österreich, Europa und weltweit. mehr •••