23.05.2018
Bedeutende Funde in Podersdorf: Archäologie zwischen Genetik und Geophysik
Archäologische Untersuchungen in Podersdorf im Burgenland brachten einzigartige Ergebnisse aus der Zeit der Awaren im frühmittelalterlichen Europa. Auch Spuren eines Gehöfts aus der römischen Kaiserzeit wurden vor kurzem entdeckt. Die ZAMG ist an dem Projekt mit Magnetfeldmessungen beteiligt. So sind ohne Ausgrabungen detaillierte Analysen des Untergrunds möglich.
Am Freitag, 25. Mai 2018, präsentiert das Projektteam der Bevölkerung die Arbeiten und die neuesten Ergebnisse. Die Vorträge finden ab 19.30 Uhr im Pfarrzentrum Podersdorf statt.
Südlich von Podersdorf befindet sich eine der wenigen archäologischen Fundstätten in Österreich aus der Zeit der Awaren. Sie beherrschten im Frühmittelalter (ca. 500 bis 1050 n. Ch.) den Großteil des Gebiets vom Neusiedlersee bis zum Schwarzen Meer und zur Adria. Seit 2014 arbeitet in Podersdorf ein Forschungsteam der Universität Innsbruck, des Naturhistorischen Museums Wien und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und verzeichnete bereits zahlreiche bedeutende Entdeckungen.
Ohne Ausgrabungen: Siedlungen, Wege und Bestattungsplätze entdeckt
Die ZAMG Abteilung für Angewandte Geophysik untersucht dabei das Gebiet großflächig mittels Messungen des Erdmagnetfelds. So werden im Untergrund vorhandene Strukturen sichtbar, die dann unter anderem auf Grund ihrer Form und Beschaffenheit archäologisch analysiert werden. „Mit diesen Messungen erkennt man schnell, wo archäologisch interessante Bereiche sind", erklärt ZAMG-Experte Ralf Totschnig. „Hier kann man dann gezielt graben. Das spart Zeit, Mühe und eine unnötige Zerstörung des Bodens. In Podersdorf entdeckten wir so mehrere bislang völlig unbekannte Siedlungen, Wege und Bestattungsplätze aus der Zeit der Urgeschichte bis ins Mittelalter. Heuer zum Beispiel fanden wir Spuren eines Gehöfts, das aus der römischen Kaiserzeit stammen dürfte und von der Form her Funden in Carnuntum ähnelt."
Ungewöhnliche Funde genetisch analysiert
Bei den Ausgrabungen in Podersdorf wurden im Sommer 2017 am Rande des Gräberfelds aus der Zeit der Awaren die Reste von fünf Personen in einem Grubenhaus entdeckt. Sowohl die Zahl der Bestattungen innerhalb des Gebäudes als auch die Art und Weise die Verstorbenen so zu beerdigen, sind bisher einzigartig im frühmittelalterlichen Europa. Mithilfe von genetischen und anthropologischen Untersuchungen untersucht das Archäologen-Team, welche Beweggründe zu diesen ungewöhnlichen Bestattungen geführt haben. Zudem liefern moderne naturwissenschaftliche Analysen an Schmuckgegenständen und organischen Reste tiefe Einblicke ins Alltagsleben und zeugen von weitreichenden Handelskontakten.
Forscher präsentieren ihre Ergebnisse der Bevölkerung
Am Freitag, 25.Mai 2018, gibt es für alle Interessierten die seltene Möglichkeit, die Forschungsergebnisse direkt von den Expertinnen und Experten zu hören. Sie präsentieren ab 19:30 Uhr im Pfarrzentrum Podersdorf in Vorträgen ihre Arbeit und stehen für Fragen zur Verfügung. Die Vortragenden sind Ulrike Töchterle und Tobias Bendeguz vom Institut für Archäologie der Universität Innsbruck, Walther Parson vom Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck, Christina Musalek von der Anthropologische Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien und Ralf Totschnig von der ZAMG Abteilung für Angewandte Geophysik, Archeo Prospections®.
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Felder südlich von Podersdorf: Methoden der Geophysik machen Spuren der Awaren und Römer sichtbar. Ohne Ausgrabungen werden im Untergrund vorhandene Strukturen wie Straßen und Gebäude sichtbar. Das Bild zeigt auch die 2018 gefundenen Reste eines möglichen Gehöfts aus der Römerzeit. Quelle ZAMG. –>Link zum Bild in Originalgröße
Siedlung und Gräberfeld aus der Zeit der Awaren mit Methoden der Geophysik sichtbar gemacht: Archäologische Fundstätte nahe von Podersdorf im Burgenland. Quelle ZAMG. –>Link zum Bild in Originalgröße
Angewandte Geophysik im Dienste der Archäologie: Systematische, großflächige Messungen des Magnetfelds machen unterirdische Strukturen sichtbar. Quelle ZAMG. –>Link zum Bild in Originalgröße
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Web-Links
ZAMG Angewandte Geophysik: www.zamg.at/cms/de/geophysik/angewandte-geophysik
ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at