30.10.2023
Erdbebenszenario für EU MODEX 2023
Erdbebendienst der GeoSphere Austria entwickelte Erdbebenszenario für internationale Katastrophenschutzübung in Niederösterreich
EU MODEX: Katastrophenschutzübung
Von 22. bis 26. Oktober 2023 fand eine Erdbebenübung im Raum Wiener Neustadt am Katastrophenhilfeübungsplatz Tritolwerk des österreichischen Bundesheeres statt. Als Rahmenszenario diente ein Erdbeben mit der Magnitude 5,6 (ML) mit fiktiven Gebäudeschäden im südlichen Wiener Becken. Ziel dieser Übung war es, verschiedene städtische Such- und Rettungsteams, darunter die Feuerwehr und Rettung, das Urban Search and Rescue (USAR) Team, das Emergency Response Coordination Center (ERCC) der Europäischen Union und den Zivilschutz zusammen zu bringen. Es nahmen Personen aus mehreren Partnerländern wie Polen, Frankreich, Türkei, Bulgarien, Großbritannien und Rumänien teil.
Das Forschungsteam des Österreichischen Roten Kreuzes mit der Abteilung für EU-Zivil- und Katastrophenschutz ist am Europäischen Zivilschutzmechanismus (Union Civil Protection Mechanism, UCPM) beteiligt und bei der EU MODEX (EU-Modulübungen) vertreten. Mit den Modulübungen Urban Search and Rescue Modules sollen medizinische Notfallteams und andere Einsatzkräfte die Möglichkeit erhalten, ihre Bereitschaft für einen Einsatz im Rahmen von Großübungen zu trainieren. Dabei übernimmt das Österreichische Rote Kreuz einen Großteil der Organisation.
Abbildung 1 - Einsatzraum mit Plan des Verlaufes der dreitägigen Übung. Von links nach rechts: Johann Kaufmann (Rotes Kreuz Niederösterreich), María del Puy Papí Isaba (Erdbebendienst – GeoSphere Austria), Anton Vogelmann (Erdbebendienst – GeoSphere Austria), Helmut Hausmann (Erdbebendienst – GeoSphere Austria), Steve Gadson (USAR exercise controller), Franz Jelinek (Rotes Kreuz Östereich) und Harm Bastian Harms (Johanniter Deutschland Senior Advisor der Europäischen UCPM).
Beitrag Erdbebendienst: Entwicklung Erdbebenszenario mit Präsentation der Verlaufsbeschreibung in Übung
Gemeinsam mit dem Forschungsteam des Österreichischen Roten Kreuzes, das ein bestimmtes Schadensausmaß vorgab, wurde vom Erdbebendienst der GeoSphere Austria ein passendes Erdbebenszenario entwickelt. An der Entwicklung des Szenarios und während der Übung waren mehrere Expertinnen und Experten beteiligt (Anton Vogelmann, María del Puy Papí Isaba, Stefan Weginger, Helmut Hausmann).
Im Auftrag des seismologischen Teams der GeoSphere Austria informierte Helmut Hausmann am ersten Tag der Übung die Einsatzleiter über die Situation nach dem fiktiven Auftreten eines Erdbebens der Magnitude 5,6. Am zweiten Tag (‚Observer Day‘) informierte der Erdbebendienst die Beobachterinnen und Beobachter der Übung in einer detaillierten Lagebeurteilung über die laufende Erdbebensequenz und die möglichen Folgen der Nachbebenaktivität.
In Abbildung 1 sieht man den Plan des Übungsverlaufes, der vom USAR-Team koordiniert wird. Im Zusammenhang mit dem Katastrophenschutz in Europa bezieht sich USAR auf spezialisierte Teams und Ressourcen, die sich der Ortung und Rettung von Personen widmen, die in städtischen Gebieten eingeschlossen oder in Not sind. Die Zeitleiste zeigt das Hauptbeben der Stärke 5,6 (ML) mit einer Herdtiefe von 8 km, gefolgt von zwei starken Nachbeben der Magnitude 5,0 und 4,6 (ML) mit derselben Herdtiefe von 8 km.
Abbildung 2 zeigt die Erschütterungskarte (ShakeMap) des fiktiven Erdbebens, das für die MODEX 2023 entwickelt wurde. Das Erdbeben erreichte eine maximale Intensität vom Grad VIII (EMS-98-Skala) und verursachte schwere Schäden im Umkreis von 20 km: An vielen Gebäuden einfacher Bauart können schwere Schäden auftreten (Giebelteile und Dachgesimse stürzen ein); einige Gebäude mit hoher Schadensanfälligkeit können einstürzen. Auch Bodenrisse und Massenbewegungen können auftreten. Lokale Bodenverflüssigung ist vereinzelt möglich. Beeinträchtigungen der Infrastruktur (Verkehr, Energieversorgung) sind zu erwarten.
Nach dem Hauptbeben blieb die seismische Aktivität überdurchschnittlich hoch, zahlreiche Nachbeben traten auf (Abbildung 3). Die Erdbebensequenz basiert auf den realen Aufzeichnungen der Nachbebenaktivität nach dem starken Erdbeben in der Region Emilia Romagna (40 km N. von Bologna, Norditalien) vom 20. Mai 2012. Für die aktuelle Übung wurden nur kleine Anpassungen vorgenommen.
Abbildung 2 - Erschütterungskarte (ShakeMap) des fiktiven Erdbebens. Die Darstellung zeigt die möglichen Auswirkungen der Bodenbewegung als Intensitätsgrad nach der Europäischen Makroseismischen Skala (EMS-98).
Abbildung 3 - Zeitliche Entwicklung der simulierten Erdbebensequenz für die MODEX 2023.
Katastrophenschutz: Dienste und Beratung durch den Erdbebendienst
Der Österreichische Erdbebendienst der GeoSphere Austria betreibt das nationale Erdbebenmessnetz und informiert das staatliche Krisenmanagement, die Öffentlichkeit und die Medien über die Auswirkungen von aktuellen Erdbeben. Bei starken Erdbeben werden automatische Alarmmeldungen an den Rufbereitschaftsdienst (24/7) versendet. Unser Erdbebenteam, im Rahmen des Projekts ARISTOTLE-eENHSP, beteiligt sich an der wissenschaftlichen Beratung für das Emergency Response Coordination Center (ERCC) der EU bei weltweiten Katastrophenbeben sowie an einer nationalen Dienstleistung die als Initiative der GeoSphere Austria AMAS (Austrian Multi-hazard Advice Service) vor kurzem startete.
Abbildung 4 - KollegInnen vom Erdbebendienst beobachten die Rettungsmannschaften bei ihrer Arbeit. Im Hintergrund suchen rumänische Feuerwehrleute in den Trümmern nach Überlebenden.
Erdbebendienst - Geosphere Austria
Hohe Warte 38, A-1190 Wien
T. +43 1 36026 2508
E-Mail
Besuchen Sie uns auch in den sozialen Netzwerken
Facebook | Twitter | Instagram | LinkedIn