20.01.2021
Kräftiges Erdbeben in der Steiermark
Stark fühlbares Erdbeben in der Steiermark
Am 20. Jänner 2021 ereignete sich ein kräftiges Erdbeben der Magnitude 4,5 in der Steiermark (47,39°N, 14,38°O). Das Epizentrum lag einige Kilometer westlich von Admont im Gemeindegebiet von Ardning.
Das Erdbeben wurde in weiten Teilen Österreichs verspürt, besonders stark waren die Erschütterungen im Bereich des Epizentrums. Zahlreiche Gegenstände sind umgefallen, Häuser wurden stark erschüttert und viele Menschen erschraken. Beim Erdbebendienst der ZAMG sind aus mehreren Orten Berichte über leichte Schäden an Gebäuden eingegangen, dabei handelt es sich vor allem um Risse im Verputz an Innen- und Außenwänden. Besonders betroffen ist Ardning in unmittelbarer Nähe des Epizentrums. Über größere Schäden ist bisher nichts bekannt.
In den ersten Stunden nach dem Beben sind bereits über 1500 Wahrnehmungsberichte aus allen Bundesländern mit Ausnahme Vorarlbergs an der ZAMG eingelangt.
Das Erdbeben wurde in fast allen Bundesländern Österreichs verspürt (Stand 20. Jänner 2021, 11:00 Uhr).
Nach Erdbeben dieser Stärke können in den folgenden Tagen oder Wochen mit großer Wahrscheinlichkeit Nachbeben auftreten. Typischerweise nehmen dabei die Stärke und Häufigkeit der Nachbeben mit der Zeit ab. Bisher ereigneten sich am 20. Jänner um 08:48 Uhr und um 14:30 Uhr MEZ zwei Nachbeben mit einer Magnitude von 0,6 und 2,4 sowie eines am 23. Jänner um 10:58 Uhr MEZ mit einer Magnitude von 2,3.
Registrierung des Erdbebens an der Srong-Motion-Station ADSA in Admont in der Nähe des Epizentrums.
Die ZAMG betreibt schon seit vielen Jahren eine Strong-Motion-Station in Admont. Dieser Stationstyp eignet sich besonders zur Aufzeichnung von kräftigen Erdbeben. Beim aktuellen starken Beben wurde eine Beschleunigung von 0,12 m/s² in Admont gemessen. Gemäß ÖNORM - EUROCODE-8 liegt das Gebiet um das Epizentrum in der Erdbebenzone 2 und weist eine Referenzbeschleunigung von 0,56 m/s² auf - dieser Wert wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 90% in 50 Jahren nicht überschritten.
Vergangene Erdbeben in der Region
Bereits in der Vergangenheit gab es immer wieder stärkere Erdbeben im Raum Admont. Bei Admont ereigneten sich in den Jahren 1810 (Magnitude 4,5), 1826 (Magnitude 3,8), 1857 (Magnitude 3,8) und 1907 (Magnitude 4,2) Erdbeben, die leichte Gebäudeschäden (=Intensität vom Grad 6) verursachten. In der Epizentralregion selbst erreignete sich bei Ardning im Jahr 1985 ein Erdbeben der Magnitude 4,1 (Intensität Grad 5-6). Ein weiteres Erdbeben bei Trieben im Jahr 2009 (Intensität Grad 5) hatte dieselbe Stärke. Die folgenden beiden Abbildungen zeigen die makroseismische Auswertung der Erdbeben bei Ardning (1985) und bei Trieben (2009). Die für bestimmte Gebiete zusammengefassten Auswirkungen entsprechen der Intensitätsskala (z.B. EMS-98).
Die makroseismische Auswertung des Erdbebens bei Ardning im Jahr 1985 (Magnitude 4,1).
Die makroseismische Auswertung des Erdbebens bei Trieben im Jahr 2009 (Magnitude 4,1).
Ursache
Im Bereich des Epizentrums befinden sich die SEMP-Störung (Salzach-Ennstal-Mariazell-Puchberg), Weyer-Störung, und Phyrn-Störung. Vorläufige Untersuchungen des Herdmechanismus deuten eine Seitenverschiebung mit Ausrichtung WWN-OOS bzw. SSW-NNO an. Bei solchen Herdflächenlösungen werden jeweils zwei zueinander um 90 Grad gedrehte Flächen gefunden, wobei nur eine der tatsächlichen Bruchfläche entspricht. Die Verteilung der Nachbeben kann hier einen Hinweis auf die Lage der richtigen Bruchfläche geben. Kartierungen von tektonischen Grenzlinien finden sich als Service bei den Webapplikationen der Geologischen Bundesanstalt (Multithematische geologische Karte von Österreich 1:1.000.000, https://www.geologie.ac.at/services/webapplikationen/multithematische-geologische-karte).
Letzte Änderung: 25. Jänner 2021 um 12:00 Uhr
Der Erdbebendienst der ZAMG
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Telefon: +43 1 360 26 2508
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