19.01.2015
Massiver Felssturz am Dobratsch bei Villach
Seismische Aufzeichnung des Felssturzes am Dobratsch
Viele Menschen hörten ein lautes Rumpeln, als am Abend des 16. Jänner 2015 an der Südseite des Dobratsch rund 6000 Kubikmeter Gestein in die Tiefe stürzten. Das Absturzgebiet lag unterhalb einer beliebten Aussichtsplattform an der Villacher Alpenstraße. Dieser Bereich wird als Rote Wand bezeichnet. Die betroffene Fläche betrug etwa 5 Hektar.
Der Felssturz ereignete sich kurz vor 20:23 Uhr MEZ (19:23 UTC), wie aufgrund der Aufzeichnungen mit mehreren seismischen Stationen der ZAMG genau bestimmt werden kann. Die Magnitude betrug 1,0. Folgende Abbildung zeigt die Registrierung der Bodenbewegung an der Station MYKA des Österreichischen Erdbebendienstes, die sich im Schaubergwerk Terra Mystica in Bad Bleiberg befindet und nur etwa 5 km von der Absturzstelle entfernt liegt.
Registrierung des Fessturzes am Dobratsch am 16. Jänner 2015 kurz vor 20:23 Uhr MEZ an der Station MYKA (Terra Mystica, Bad Bleiberg). © ZAMG
Der unscharfe Beginn und die langen Perioden des Signals sind typische Kennzeichen einer Massenbewegung an der Erdoberfläche. Die Registrierung unterscheidet sich somit deutlich von der Aufzeichnung eines tektonischen Erdbebens.
Da es sich beim Dobratsch um einen Kalkstock handelt, ist das Gestein generell anfällig gegenüber Witterungseinflüssen. Aufgrund der Felsstrukturen und der Bodenbeschaffenheit sind auch weitere Ereignisse nicht auszuschließen.
In der Vergangenheit gab es immer wieder Bergstürze am Dobratsch. Der bekannteste ereignete sich im Jahr 1348 und wurde durch ein starkes Erdbeben in Friaul ausgelöst. Man schätzt, dass bei diesem Ereignis etwa 150 Mio. Kubikmeter Gesteinsmassen ins Tal fielen. Damals kam es zu einer Katastrophe, da durch die abgestürzten Felsmassen die Gail aufgestaut wurde und in Folge des dadurch entstandenen Sees mehrere Dörfer überschwemmt wurden.
Das große Ablagerungsgebiet am Fuß des Dobratsch wird als "Schütt" bezeichnet und zeugt heute noch von den großen Massenbewegungen der Vergangenheit. Es handelt sich um ein Naturschutzgebiet mit großem Artenreichtum.