22.07.2013
Schweres Erdbeben in China am 22. Juli 2013
Das schwere Erdbeben in der Provinz Gansu
Am 21. Juli 2013 ereignete sich um 23:45 Uhr UTC (22. Juli um 07:45 Uhr chinesischer Zeit) ein Erdbeben der Magnitude 5,9 (USGS) in der chinesischen Provinz Gansu (34,5°N; 104,2°O) etwa 120 km südlich der Stadt Dingxi (2,9 Mio. Einwohner). Aufgrund der geringen Herdtiefe von etwa 10 km und der Nähe zu dicht besiedelten Gebieten kam es zu zahlreichen Todesopfern und schweren Gebäudeschäden. Bisher meldeten chinesische Medien (CCTV) insgesamt 89 Tote, 600 Verletzte und 14 Vermisste. In den Gemeinden Minxian und Thangxian wurden mehr als 1375 Häuser zerstört und 12.000 Gebäude beschädigt. Insgesamt sind laut Behörden 1.400 Häuser eingestürzt und mehr als 21.000 Gebäude schwer beschädigt. Schäden an der Infrastruktur betreffen die Stromversorgung und die Zugsverbindungen. Ihre Anzahl wurde durch die darauf folgenden Erdrutsche erhöht.
Der chinesische Erdbebendienst meldet bisher mehr als 370 Nachbeben, wobei die stärksten zwei Nachbeben um 00:09 und 02:12 UTC die Magnituden von 4,7 und 5,6 erreichten. Mit dem Messnetz des Österreichischen Erdbebendienstes konnten das Hauptbeben und die zwei stärksten Nachbeben an allen Stationen deutlich registriert werden (siehe Seismogramm).
Ungefiltertes Seismogramm des Erdbebens vom 22. Juli 2013, aufgezeichnet an der Station CONA des Österreichischen Erdbebendienstes (Seismisches Netz). Es zeigt einen 60 Minuten langen Ausschnitt der Vertikal- und Horizontalkomponenten (Z, N, E). Etwa 11 Minuten benötigte die schnellste Erdbebenwelle (Kompressionswelle-P), um nach Österreich zu gelangen (7100 km Entfernung). Das markante Maximum stammt von den Oberflächenwellen, die etwa 15 Minuten nach dem Ersteinsatz folgen.
Immer wieder Erdbeben in den Provinzen Sichuan und Gansu Chinas
Etwa 500 km südlich vom Epizentrum des Erdbebens bei Dingxi entfernt ereignete sich am 20. April 2013 um 00:02 UTC ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,6 (USGS) in der chinesischen Provinz Sichuan etwa 115 km südwestlich der Stadt Chengdu. Es kam es zu schweren Schäden an Gebäuden und der Infrastruktur und forderte etwa 200 Todesopfern, 12.000 Verletzten, und mehr als 200.000 Obdachlosen. Eines der verheerendsten Erdbeben im 20. Jhdt. war das Haiyuan-Erdbeben (Provinz Gansu) am 16. Dezember 1920 mit mehr als 200.000 Opfern (Magnitude etwa 8,0). Am 23. Mai 1927 forderte das Gulang-Erdbeben mit einer ähnlichen Magnitude mehr als 40.000 Todesopfer. Das Beben verursachte an der Oberfläche eine Vertikalverschiebung von etwa 8 m.
Tektonik
Erdbeben in Chinas zentralen Provinzen Sichuan und Gansu sind die Folge der Annäherung zwischen der Indischen Platte und der Eurasischen Platte (Kontinent-Kontinent Kollision). Die Indische Platte bewegt sich dabei mit einer Geschwindigkeit von etwa 5 cm pro Jahr in nördlicher Richtung. Ergebnis dieses geodynamischen Prozesses ist die Hebung des Himalajas und die Entstehung des Tibetischen Plateaus. Die Region ist durch folgende Störungszonen gekennzeichnet: Die Haiyuan und Gulang Störungen (Seitenverschiebungen) gehören zu den seismisch aktiven Zonen im nördlichen Teil der Provinz Gansu und befinden sich westlich des Oros Plateaus (seismisch inaktiv). Südwestlich des Oros Plateaus finden sich die seismisch aktiven Gansu und Taibai Störungen (ebenenfalls Seitenverschiebungen). Die dem Epizentrum des Erdbeben bei Dingxi am nächstgelegene größere Störung ist die Gansu Störung. Nach vorläufigen Angaben des USGS (US Geological Survey) wurde das Beben durch eine NO-SW ausgerichtete schräge Aufschiebung ausgelöst.