08.11.2012
Schweres Erdbeben in Guatemala am 7. November 2012
Dutzende Todesopfer in der Küstenregion
Mittelamerika wurde am Mittwoch, den 7. November 2012 um 16:35 Uhr UTC (=10:35 Uhr Lokalzeit) von einem schweren Erdbeben heimgesucht, das sich 30 km vor der Westküste Guatemalas (13,99°N, 91,97°W, 35 km südlich von Champerico, 170 km südwestlich von Guatemala-Stadt) ereignete. Das Beben wies eine Magnitude von 7,4 auf. Die Herdtiefe wird entsprechend den Angaben des US- Erdbebendienstes (USGS) mit 24 Kilometern angegeben. Das Beben folgte auf drei stärkere Vorbeben der Vorwoche, zahlreiche Nachbeben sind in den nächsten Wochen und Monaten zu erwarten. Das stärkste Nachbeben hatte bisher eine Magnitude von 5,1.
Die starken Erschütterungen waren bis El Salvador, Mexiko, Honduras und in Teilen von Costa Rica und Nicaragua zu spüren. Mindestens 48 Todesopfer werden von den lokalen Behörden gemeldet. In der Küstenregion Guatemalas und Mexikos (Chipas) wurden mehr als 100 Häuser zerstört. Alleine in der Region San Marcos sind 39 Tote zu beklagen und 23 Personen werden vermisst. Hangrutschungen in der Region Conceptión Chiquirichapa forderten ebenenfalls Opfer und blockierten einige Straßen. Weitere Folgen des Erdbebens sind mehr als 150 Verletzte, etwa 17.000 Obdachlose sowie der Zusammenbruch des Telefon- und Stromnetzes in weiten Teilen des Landes.
Eine Tsunamiwarnung wurde vom Pazifischen Tsunamiwarnzentrum ausgegeben. Ein örtlicher Tsunami von nur wenigen Zentimetern Wellenhöhe wurde in El Salvador registriert.
Tektonik und bedeutende Beben
Erdbeben in Guatemala sind die Folge einer plattentektonischen Subduktionszone, wo die schwerere ozeanische Cocosplatte unter die Karibische- und die Nordamerikanische Platte abtaucht. Die Cocosplatte bewegt sich in nordöstlicher Richtung mit einer Geschwindigkeit von 7 bis 8 cm pro Jahr stetig unter die Mittelamerikanische Landbrücke. Guatemala liegt an den Störungszonen Motagua- und Chixoy-Polochic, die eine tektonische Grenze zwischen der Karibischen- und der Nordamerikanischen Platte bilden.
Guatemala wurde in der Vergangenheit immer wieder von schweren Erdbeben erschüttert. Das Beben vom 7. November 2012 war das stärkste Erdbeben seit dem Jahr 1976, welches sich nahe der Ostküste mit einer Magnitude von 7,5 ereignete und verheerende Folgen mit 23.000 Todesopfern nach sich zog. Eine große Anzahl von Lehmziegelbauten wurde total zerstört und hinterließ Tausende Obdachlose. Seit dem 18. Jahrhundert sind etwa 10 Erdbeben bekannt, die vergleichbare Magnituden aufwiesen.
Das Seismogramm wurde am Conrad Observatorium in Niederösterreich registriert. 13 Minuten benötigte die schnellste Erdbebenwelle, um nach Österreich zu gelangen. Es zeigt einen 83 Minuten langen Ausschnitt, in dem das Eintreffen verschiedener Wellentypen und Reflexionen vom Erdkern deutlich zu erkennen sind. Das markante Maximum rührt von den sich langsamer ausbreitenden Oberfächenwellen, die grob 40 Minuten nach dem Ersteinsatz der erstankommenden Kompressionswelle (16:48 Uhr UTC) folgen. Das Erdbeben wurde an allen seismischen Stationen des Österreichischen Erdbebendienstes registriert.
Österreichischer Erdbebendienst
seismo@zamg.ac.at