24.02.2012
Vor 40 Jahren: Letztes starkes Erdbeben in Niederösterreich und Wien
Am 16. April 1972 war das letzte starke Erdbeben in Teilen von Niederösterreich und Wien. Die ZAMG sucht anlässlich des 40. Jahrestages des sogenannten Bebens von Seebenstein/Pitten zu Forschungszwecken Bildmaterial von damals. Unter den Einsendungen werden zehn Spezial-Führungen an der ZAMG verlost. Die Bilder werden am 10. April 2012 im Rahmen der Informationsveranstaltung „40 Jahre Beben von Seebenstein/Pitten – Erdbeben im Großraum Wien“ an der ZAMG präsentiert.
Der Österreichische Erdbebendienst der ZAMG ersucht die Bevölkerung um Zusendung von Fotos von damals, die die Auswirkungen des Bebens zeigen (z.B. Sprünge an den Wänden, eingestürzte Mauerteile, Risse im Boden, umgestürzte Rauchfänge, etc.). Historische Bebeninformationen dienen zur Abschätzung der Bebengefährdung einer Region. Unter den EinsenderInnen werden zehn exklusive Führungen durch ExpertInnen an der ZAMG in Wien verlost.
per E-Mail an: erdbebenfotos@zamg.ac.at
oder per Post an: ZAMG, Christa Hammerl, Hohe Warte 38, 1190 Wien
Bitte folgende Infos dazu schreiben:
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Vor- und Zuname, Adresse, optional Telefonnummer
- wenn möglich Ortsbezeichnung (Adresse) des aufgenommenen Objekts
- wenn möglich Beschreibung des Objekts (Schule, Kirche, Wohnhaus, etc.; bei Innenaufnahmen Angabe des Stockwerks)
- wenn möglich Datum und Zeit der Aufnahme
- allfällige Kommentare
Das Erdbeben vom 16. April 1972 im Bereich Seebenstein/Pitten (NÖ)
Sonntag, 16. April 1972, 11:10, 7° auf der Intensitätsskala EMS-98: Dieses Erdbeben ist auch den meisten Wienern noch deutlich in Erinnerung. Obwohl das Epizentrum in Seebenstein, also südlich von Wiener Neustadt, lag, wird es oft auch als das stärkste Erdbeben in Wien in diesem Jahrhundert bezeichnet. In Guntrams und in Schwarzau stürzten zwei ältere Gebäude ein. Zwei Eisenkreuze fielen von den Türmen der Kirche in Schwarzau. In Katzelsdorf brach eine Statue vom Kirchturm ab, und die Kirche in Seebenstein selbst erlitt beträchtlichen Sachschaden. In Wiener Neustadt konnte die Bundesstraße stundenlang nicht befahren werden, da erst die heruntergestürzten Gesimse und Kamine beseitigt werden mussten. |
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Im Dom in Wiener Neustadt fielen während des Gottesdienstes Mauerteile herab, verletzt wurde zum Glück aber niemand. Parkende Autos wurden vor allem am Hauptplatz durch herabfallende Bauteile beschädigt. Auf steirischer Seite kam es zu Zwischenfällen: Stromausfälle in Krieglach, Mürzzuschlag, Langenwang und Spital am Semmering wurden gemeldet. |
Die Bruchzone im Wiener Becken
Die Ursache der Bebentätigkeit im Wiener Becken ist die horizontalen Verschiebung entlang der Mur-Mürztal-Störung. Sie bewirkt, dass der östliche Krustenteil nach Osten gedrängt wird. Im Rahmen dieser Bewegung entstand das Wiener Becken, das von einer Tiefenstörung durchquert wird, die sich von Seebenstein über Wiener Neustadt, Ebreichsdorf und Schwadorf nach Marchegg erstreckt. Entlang dieser Bruchzone, die sich als Verlängerung der Mürztalstörung darstellen lässt, ereigneten sich in der Vergangenheit wiederholt stärkere Erdbeben (Schwadorf 1927, Ebreichsdorf 1938 und 2000). Aber auch in den letzten Jahrhunderten fanden immer wieder Erdbeben dort statt, wie die historische Erdbebenforschung gezeigt hat: Immerhin war Wiener Neustadt 1668, 1712, 1768 und 1841 das Epizentrum von Schadensbeben. Auf ein so starkes Erdbeben, wie das von 1972, müsste man in Seebenstein oder Pitten - rein statistisch gesehen - durchschnittlich noch 70 Jahre warten.