07.04.2020
Die Erdoberfläche ist ruhiger geworden
Die Maßnahmen, die in den letzten Wochen zur Eindämmung von Corona gesetzt wurden, zeigen sich auch im Alltag der SeismologInnen der ZAMG. Es ist nicht nur ruhiger geworden, wenn man aus dem Fenster schaut, auch die Erdoberfläche bewegt sich messbar weniger.
Jede Bewegung an der Erdoberfläche, wie ein vorbeifahrender LKW, aber auch ein vorbeigehender Mensch, führt zu einer leichten Bewegung der Erde. Die Gesamtheit all dieser Bewegungen nennt man Bodenunruhe oder “Noise”. Für Seismologen handelt es sich dabei nur um ein Störgeräusch, das die Signale von Erdbeben überdeckt.
Beispiel einer deutlichen Abnahme der seismischen Bodenunruhe aus der Registrierung an der Erdbebenstation in Admont (STMK).
In den letzten Wochen ist der Noise an vielen Orten in Österreich so weit zurückgegangen, wie sonst nur an Wochenenden. Am Beispiel unserer Messstation in Admont sieht man das besonders gut: Im Zeitraum von 2 Wochen ist die Bodenunruhe am Tag hoch und in der Nacht niedrig. Auch das erste Wochenende vor den Coronamaßnahmen ist gut zu erkennen. Dann kommt der 16. März, mit dem Start der Maßnahmen. Nun folgt nur mehr geringe seismische Bodenunruhe wie an Wochenenden.
Verteilung der Änderungen der seismischen Bodenunruhe am nationalen Messnetz des Österreichischen Erdbebendiensts (Bild klickbar).
An den Messstationen des österreichischen Erdbebendienstes, vorallem in den Städten sieht man, dass es “ruhiger” geworden ist, auch wenn in diesem Zeitraum Erdbeben verspürt wurden (Imst, 13. März um 18:39 Uhr MEZ, Zagreb 22. März 06:24 Uhr MEZ).
Die reduzierte Bodenunruhe zeigt jedoch nicht nur die Einschränkungen, die mit Corona gekommen sind. Sie hat auch einen positiven Effekt: noch kleinere Erdbeben können detektiert und genauer bestimmt werden. Diese Erdbeben, auch wenn sie nicht spürbar sind, sind eine wichtige Grundlage für die Risikoabschätzung von Erdbeben und die erdbebengerechte Bauweise in Österreich.
Der Erdbebendienst der ZAMG
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
1190 Wien, Hohe Warte 38
Telefon: +43 1 360 26 2508
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