23.10.2015
ZAMG Workshop mit Erdbebendiensten der Nachbarländer
Kooperation mit Erdbebendiensten der Nachbarländer
Am 20. und 21. Oktober 2015 fand an der ZAMG ein seismologisches Arbeitsgruppentreffen mit 25 Fachleuten der benachbarten Erdbebendienste aus der Tschechischen Republik, der Slowakei und Ungarn statt. Grundlage dafür sind die seit dem Jahr 2002 bestehenden Vereinbarungen des Österreichischen Erdbebendienstes mit 22 seismologischen Diensten in Europa über den Austausch von Erdbebendaten in Echtzeit.
Die Hauptziele waren die Fortsetzung und Festigung von bestehenden Kooperationen mit den seismologischen Diensten aus Prag und Brünn (Tschechien) sowie der Beginn und Aufbau einer Zusammenarbeit mit den Diensten aus Bratislava (Slowakei) und Budapest (Ungarn) in den Bereichen Krisenmanagement, Erdbebengefährdung und Austausch seismologischer Daten (z.B. instrumentelle-, makroseismische- und historische Daten).
Die Teilnehmer des ZAMG Workshops für seismologische Dienste aus Österreich und den Nachbarländern.
Themen und Vorträge
Insgesamt wurden 13 Vorträge (Agenda) von den seismologischen Diensten und den MitarbeiterInnen des Österreichischen Erdbebendienstes gehalten. Infolge präsentierten die ZAMG MitarbeiterInnen die routinemäßigen Abläufe des Erdbebendiensts und diskutierten mit den KollegInnen der benachbarten Erdbebendienste über deren Erfahrungen und Erkenntnisse zur Optimierung dieser Prozessabläufe. Ein weiterer Austausch betraf die Anwendung von neuen Methoden und Software für die Echtzeit-Verarbeitung von seismischen Daten. Diese dienen als Grundlage für die Interpretation der Seismologen in Hinblick auf Information des staatlichen Krisenmanagements, der Öffentlichkeit und der Medien über zu erwartende Auswirkungen aktueller Erdbeben.
Abstimmung von Auswertemethoden
Bei den routinemäßigen Abläufen im Erdbebendienst wurden Erfahrungen und Ansätze zur Auswertung von instrumentell aufgezeichneten Erschütterungen durch Erdbeben oder anderen Ereignissen ausgetauscht. Konkrete Beispiele sind die Bestimmung von Herdparametern wie die Magnitude, Lage des Hypozentrums oder Zeitpunkt eines Erdbebens. Weitere Punkte waren die Verarbeitung, Dokumentation und Austausch von makroseismischen Daten basierend auf den Wahrnehmungsmeldungen der Bevölkerung. Die daraus abgeleiteten Intensitätsgrade (EMS-98) beschreiben die Auswirkungen von Erdbeben an der Oberfläche.
Neue Methode für Herdflächenlösungen
Die vom Österreichischen Erdbebendienst präsentierte Arbeit über die Anwendung einer von der Technischen Universität Wien (Ewald Brückl, Department of Geodesy and Geoinformation) und Stefan Weginger (ZAMG) entwickelten neuen Methode zur Berechnung von Herdflächenlösungen (DC waveform stacking) erwirkte nachhaltiges Interesse bei den benachbarten Arbeitsgruppen.
Staatliches Krisenmanagement
Der Österreichische Erdbebendienst unterhält seit mehr als zwei Jahrzehnten enge Kontakte mit dem Institut für Physik der Erde der Universität Brünn zur Beobachtung der Erdbebentätigkeit im Umfeld von grenznahen Atomkraftwerken. Die dabei gewonnenen Daten sind für das staatliche Krisenmanagement von wesentlicher Bedeutung. Als weitere Unterstützung des Krisenmanagements soll in Zukunft nach starken Beben automatisch eine Karte über die Erschütterungseinwirkungen (Shakemaps) in Österreich erstellt werden.
Forschungsprojekt „AlpArray“
Als Beitrag für das Forschungsprojekt „AlpArray“ errichtet der Österreichische Erdbebendienst zwei neue Breitbandstationen und organisiert die Weiterleitung der Forschungsdaten von 28 temporär errichteten Stationen der Universität Wien (Götz Bokelmann, Institut für Meteorologie und Geophysik) an ORFEUS (Observatories and Research Facilities for European Seismology). Ziel von AlpArray ist es, die Struktur und Evolution der Lithosphäre bis in die Übergangszone des Erdmantels unter den Alpen besser zu verstehen. Insgesamt soll ein Messnetz aus etwa 400 portablen Stationen in 10 Ländern im gesamten Alpenraum aufgespannt werden. Aufgrund der durch die Verwendung zusätzlicher Stationen steigenden Lokalisierungsgenauigkeit von Erdbeben wurde ein Austausch dieser Daten zwischen den vier Ländern in Aussicht gestellt.
Impressionen zu den Vorträgen während des ZAMG Workshops, Vorführungen der routinemäßigen Auswertemethoden des Österreichischen Erdbebendienstes sowie Vorbereitungsarbeiten zur Errichtung einer neuen Messstation.
Links
Institute of Physics of the Earth, IPE (Brünn, Tschechien)
Institute of Geophysics AS CR, GFU (Prag, Tschechien)
Department of Seismology, Earth Science Institute (Bratislava, Slowakei)
Kövesligethy Radó Seismological Observatory (Budapest, Ungarn)
Seismologische Informationen zu Temelín und Dukovany
Forschungsprojekt "AlpArray Austria"