Meeresspiegel
Zu ernst für vereinfachte Antworten
Zu den ernsthaftesten und langfristigsten globalen Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels gehört der Anstieg des Meeresspiegels. Anscheinend ist das Problem so klar wie einfach: Es wird wärmer, Eis schmilzt ab und der Meeresspiegel steigt. Es gibt jedoch eine Fülle von Details, die berücksichtigt werden müssen. Diese Differenzierung ist entscheidend, um die globalen und überraschenderweise auch regional unterschiedlichen Meeresspiegelanstiege für die Vergangenheit zu rekonstruieren, für die Gegenwart zu erkennen und für die Zukunft abzuschätzen.
- Vergangenheit
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Schwankungen des Meeresspiegels gehören zur Erdgeschichte wie die Klimaschwankungen selbst. Für sie gibt es verschiedene Ursachen.
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Meeresspiegelschwankungen haben viele Gründe
Prinzipiell kann man zwischen absoluten (eustatischen) und relativen Schwankungen unterscheiden. Eine eustatische Meeresspiegelschwankung hat seine Ursache in der Änderung des Gesamtvolumes der Ozeane. Das Gesamtvolumen der Ozeane kann entweder durch die Variation ihrer Gesamtmasse über Massenein- (z.B. Schmelze, Kalben von Landeismassen) und -austrag oder durch die Änderung der mittleren Dichte des Ozeanwassers (z.B. thermische Expansion von Wasser aufgrund einer Erwärmung) schwanken. Isostasie und Plattentektonik sind Ursachen für relative Meeresspiegelschwankungen.
Die Satellitenära
Während bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts die Höhe des Meeresspiegels nur an einzelnen Standorten mittels Pegeln gemessen wurde, hat sich unsere Datenbasis und damit auch unser Verständnis der Schwankungen des Meeresspiegels schlagartig vergrößert durch den Einsatz von Satelliten, die seit 1992 die Höhe des Meeresspiegels auf dem gesamten Globus in kurzfristigen Intervallen auf einige Zentimeter genau messen.
Die folgenden drei Abschnitte bieten eine Einführung in dieses interessante, aber komplexe Thema und beleuchten jeweils die Vergangenheit, die Gegenwart und die mögliche Zukunft des Meeresspiegels.
Literatur:
Einen fiktiven, besonders alarmistischen Roman, in dem große Teile des grönländischen Inlandeises von einem Tag auf den anderen ins Meer stürzen und der darauf folgende Megatsunami die halbe Menschheit vernichtet, hat Risto Isomäki (2008) geschrieben. Seriöser aber leicht sarkastisch geht Reinhard Böhm (2010) mit dem Thema um. Fantastische, sehr suggestive Bild- und Filmbeiträge liefert James Balog auf seiner Website.
Balog J.: Extreme ice survey. http://www.extremeicesurvey.org, abgerufen am 8.11.2010
Böhm R. (2010): Die Sache mit dem Meeresspiegel – IPCC-2007 re-visited. In: Heiße Luft nach Kopenhagen. 2. Aufl. Wien, Klosterneuburg: Edition VaBene, ISBN 978-3851672435, 256–263
Church J.A., Woodworth P.L., Aarup T., Wilson W.S. (Hg.) (2010): Understanding sea-level rise and variability. Chichester: Wiley-Blackwell, 428 Seiten, ISBN 978-1-4443-3452-4
Focken-Erchinger H., Stromann M. (2004): Sturmfluten. Küsten- und Inselschutz zwischen Ems und Jade. Norden: Soltau-Kurier-Norden, 223 Seiten, ISBN 978-3928327824
Isomäki R. (2008): Die Schmelze. Bergisch Gladbach: Bastei-Lübbe, 381 Seiten, ISBN 978-3-404-92285-7
Fox-Kemper, B., H.T. Hewitt, C. Xiao, G. Aðalgeirsdóttir, S.S. Drijfhout, T.L. Edwards, N.R. Golledge, M. Hemer, R.E. Kopp, G. Krinner, A. Mix, D. Notz, S. Nowicki, I.S. Nurhati, L. Ruiz, J.-B. Sallée, A.B.A. Slangen, and Y. Yu, 2021: Ocean, Cryosphere and Sea Level Change. In Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Masson-Delmotte, V., P. Zhai, A. Pirani, S.L. Connors, C. Péan, S. Berger, N. Caud, Y. Chen, L. Goldfarb, M.I. Gomis, M. Huang, K. Leitzell, E. Lonnoy, J.B.R. Matthews, T.K. Maycock, T. Waterfield, O. Yelekçi, R. Yu, and B. Zhou (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA, pp. 1211–1362, doi:10.1017/9781009157896.011.