Sonnenschein
Hat der Klimawandel des 20. Jahrhunderts mehr oder weniger Sonnenschein mit sich gebracht?
Mehr Sommersonne
Oft beschränkt sich die Untersuchung des Klimawandels auf die Lufttemperatur, gelegentlich werden Änderungen des Niederschlages betrachtet. Doch auch andere Klimaelemente wie die Sonnenscheindauer haben Auswirkungen auf Natur und Gesellschaft. Für Österreich und den Alpenraum wurden an der GeoSphere Austria auch homogenisierte Messreihen der Sonnenscheindauer erarbeitet.
Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der Sonnenscheindauer seit dem späten 19. Jahrhundert in tiefen und hochalpinen Lagen Österreichs. Besonders in den höheren Lagen ist eine zweistufige Zunahme, wie sie schon bei der Entwicklung der Lufttemperatur aufgefallen ist, deutlich zu erkennen. Die erste Zuwachsphase vom Ende des 19. zur Mitte des 20. Jahrhunderts hin erreichte ihren Höhepunkt in den sonnenreichen Nachkriegssommern der späten 1940er- und frühen 1950er-Jahre. Der Rückgang des sommerlichen Schönwetters in den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren schlägt deutlich in den Jahressummen des Sonnenscheins durch (siehe Abb. 1). Nach einem Wendepunkt um 1980 folgt die zweite Phase rascher Sonnenscheinzunahme (um mehr als 10%) der letzten Jahrzehnte, wobei 2003 und 2011 herausragen.
Sonnenreiche Nachkriegsjahre
An dieser Stelle soll nochmals auf einen der vielen internen Wirkungsfaktoren des Klimasystems hingewiesen werden. Die auffallende Ähnlichkeit der zweistufigen Entwicklung der Temperatur- und Sonnenscheinkurven im 20. und 21. Jahrhundert deutet auf eine Rolle der seit den 1980er Jahren zunehmenden solaren Einstrahlung beim überproportionalen Temperaturanstieg im Alpenraum gegenüber den globalen Landflächen hin.
Sonnenschein verstärkt den Rückgang der Alpengletscher
Schwankungen der Sonnenscheindauer, und damit der Strahlung, welche die Erdoberfläche erreicht, haben spürbare Auswirkungen. Eine augenscheinliche Klimafolge von mehr Strahlung im Naturraum ist der Rückgang der Alpengletscher. Ein sommerlicher Schneefall schützt – durch die schlagartig erhöhte Albedo – wirksamer vor Abschmelzung als ein Schneefall im Winterhalbjahr den Gletscher wieder aufbauen kann. Durch diese positive Rückkopplung sind die Alpengletscher in den letzten Jahrzehnten mehreren beeinträchtigenden Effekten ausgesetzt: Einerseits nagen die Erwärmung und die erhöhte Sonnenscheindauer an sich an ihnen, andererseits kann wegen der entsprechend kürzer werdenden sommerlichen Schneebedeckungsdauer die Sonneneinstrahlung besser angreifen. Doch die erhöhte Sonnenscheindauer betrifft auch den Menschen unmittelbar. Neben der von vielen empfundenen Steigerung des Wohlbefindens kann das häufiger werdende sommerliche Schönwetter im Alpenraum positive Auswirkungen auf den Tourismus haben.
Literatur:
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