20.000 Jahre
Der Übergang in die Warmzeit
Das Klima der letzten 20.000 Jahre repräsentiert den raschen Übergang von der letzten Kaltzeit in die heutige Warmzeit. Dieser Übergang ist geprägt von abrupten Klimaschwankungen – zurück in glaziale Zustände, aber auch hin zu wärmeren Phasen.
Vor etwa 20.000 Jahren begann sich das Klima zu ändern: Die Temperaturen stiegen und die großen Eismassen begannen abzuschmelzen. Den Anstoß zu dieser Erwärmung lieferten einmal mehr die periodischen Schwankungen der Erdbahnparameter; sowohl die Neigung der Erdachse als auch die Lage des Frühlingspunktes auf der Ekliptik verstärkten die solare Strahlung. Zusätzlich beschleunigte die daraufhin steigende Konzentration der Treibhausgase die Erwärmung, wobei die Ursache des Anstiegs noch nicht gänzlich geklärt ist. Nicht zuletzt spielte auch der Eis-Albedo-Rückkopplungseffekt, insbesondere der Kollaps der Meereisdecken, eine bedeutende Rolle beim raschen Übergang vom glazialen Klima zum gemäßigten Klima des Holozäns.
Die großen Eismassen kollabieren
Der Übergang von der Kalt- in die Warmzeit erfolgte jedoch nicht kontinuierlich. Er war von starken Schwankungen, welche oft innerhalb von wenigen Jahrhunderten von statten gingen, geprägt. Abbildung 1 stellt den anhand eines grönländischen Eisbohrkernes rekonstruierten Temperaturverlauf dem aus karibischen Korallen ermittelten Verlauf des Meeresspiegels gegenüber. Ein Vergleich der beiden Kurven zeigt einerseits die abrupten Klimaschwankungen, andererseits veranschaulicht er noch offene Fragen der Paläoklimaforschung.
Rückfall in glaziales Klima während der Jüngeren Dryas
In der Zeitspanne von 20.000 bis 15.000 Jahren vor heute war die Temperatur relativ konstant, der Meeresspiegel stieg jedoch langsam, aber kontinuierlich an. Vor etwa 15.000 Jahren kam es zu einer starken Erwärmung, die im so genannten Bølling-Allerød-Warmintervall mündet. Die genauen Gründe für diese Erwärmung sind noch nicht gänzlich verstanden. Die rasch schmelzenden Eismassen führten nicht nur zu einem raschen Meeresanstieg. Die großen Süßwassermengen schwächten auch die Ozeanzirkulation, weshalb eine kurzzeitige Abkühlung, die Ältere Dryas, folgte. Etwa 1000 Jahre später kam es neuerlich zu einem abrupten Abfall in der grönländischen Temperaturkurve und es stellte sich kurzzeitig sogar wieder glaziales Klima ein, die Jüngere Dryas. In seiner Radikalität und Plötzlichkeit ist die Ursache für diesen Rückfall auch heute noch nicht völlig verstanden, umso mehr, als er nicht mit einem Anstieg des Meeresspiegelt einherging. Analogien zu den früheren kaltzeitlichen Warm-Kalt-Pendelungen werden vermutet. Aber auch eine neuerliche Schmelzwasserinjektion in Folge des Abflusses des Agassizsees vom kanadischen Inlandeisschild über das System des Sankt-Lorenz-Stroms wird diskutiert. Vor etwa 11.700 Jahren stellten sich schließlich die warmen und stabilen Verhältnisse der heute andauernden Klimaperiode des Holozäns ein.
Literatur:
Wir danken Dr. Jürgen Reitner von der Geologischen Bundesanstalt in Wien, der zu diesem Beitrag mit seiner Fachexpertise wesentlich beigetragen hat.
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