Die globale Erwärmung begrenzen - aber wie?

Emissionspfade und Systemübergänge zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5° C bzw. 2° C.

Ergebnisse

Nahezu jeder Aspekt des menschlichen Handelns, sowohl individuell als auch auf allen Aggregationsebenen, ist in der heutigen Zeit mit klimarelevanten Emissionen verbunden. Um eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5° C zu erreichen, sind nachhaltige Reduktionen dieser Emissionen erforderlich. Das Ausmaß und der zeitliche Verlauf der notwendigen Emissionsminderungen sind nun bekannt, auch hinsichtlich der Unterschiede zum Erreichen des 1,5° C oder 2° C Ziels. Um die notwendige Verringerung der klimarelevanten anthropogenen Emissionen zu erreichen, sind tiefgreifende und nachhaltige Veränderungen des globalen menschlichen Handels und vieler dahinterstehender Systeme und Lebensstile erforderlich. Umwälzungen dieses Ausmaßes scheinen ohne eine entsprechende Neuausrichtung der Hierarchie der Wertigkeiten im Sinne des Gemeinwohls kaum umsetzbar. Ein solches Wertesystem wird wohl auf einer menschlichen Ethik gründen müssen, welche auf der Gleichwertigkeit und Gleichwürdigkeit aller Menschen beruht und daher bei allen weiteren Entscheidungen und Handlungen die Konsequenzen für uns alle und auch für die Natur berücksichtigt. Hier nun im Überblick die Ergebnisse des IPCC-Sonderberichts hinsichtlich der Emissionspfade und Systemübergänge zur Begrenzung der globalen Erwärmung.

Fahrplan für die erforderlichen anthropogenen Emissionsminderungen

Modellierte Emissionspfade, welche die globale Erwärmung auf 1,5° C begrenzen können bzw. höchstens eine geringe Überschreitung zulassen, sehen bis 2030 für die globalen anthropogenen Netto-CO2-Emissionen eine Abnahme um ungefähr 45% gegenüber dem Niveau von 2010 vor sowie das Erreichen von netto null um das Jahr 2050 (siehe Abbildung 1, Haupttafel links). In Emissionspfaden für eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf unter 2° C ist meist eine Abnahme der CO2-Emissionen bis 2030 um nur etwa 25% und das Erreichen von netto null erst um das Jahr 2070 erforderlich. Bei klimawirksamen Nicht-CO2-Emissionen (bspw. Methan, Ruß und Lachgas) sind ebenfalls deutliche Emissionsreduktionen vorgesehen. Dabei wird jedoch kaum bezüglich des Ziels der Begrenzung auf 1,5° C (siehe Abb. 1, rechts) oder 2° C unterschieden. Die Reduktion von Nicht-CO2-Emissionen bringt außerdem bei allen 1,5° C-Modellpfaden direkte und sofortige Vorteile für die Gesundheit der Bevölkerung, weil sich die Luftqualität dadurch verbessert.

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Abbildung 1: Merkmale globaler Emissionspfade für sowohl anthropogene CO2-Emissionen als auch klimawirksame Nicht-CO2-Emissionen anthropogenen Ursprungs (Abb. SPM.3a in IPCC, 2018a).

Unterschiedlichen Kombinationen von Maßnahmen (bspw. CO2-Abscheidung entweder direkt aus der Atmosphäre, indirekt im Zuge der Bioenergie-Gewinnung oder in der Industrie und im Energiesektor, eventuell mit anschließender Speicherung bzw. weiterer Nutzung des CO2; die verstärkte Nutzung von Erneuerbaren Energien oder von Atomenergie) zur CO2-Emissionsminderung können die globale Erwärmung auf 1,5° C begrenzen (ohne oder mit geringer kurzfristiger Überschreitung bis zur Erreichung des 1,5 Grad Ziels im Jahr 2100). Jedes derartige Maßnahmenpaket ist mit ganz bestimmten Herausforderungen bei der Umsetzung verbunden und geht hinsichtlich einer nachhaltigen Entwicklung mit speziellen potenziellen Synergien und Zielkonflikten einher.

Der Energiesektor, die Land- und die Abfallwirtschaft haben großes Potenzial zur Reduktion von Nicht-CO2-Emissionen.

Ausschlaggebend für das tatsächliche Ausmaß der globalen Erwärmung ist die Gesamtsumme der anthropogenen CO2-Emissionen seit dem vorindustriellen Zeitalter. Mit anderen Worten gesagt ist es erforderlich, ein CO2-Gesamtbudget einzuhalten. Subtrahiert man die bis dato angehäuften anthropogenen CO2-Emissionen vom CO2-Gesamtbudget, erhält man die Summe der noch möglichen zukünftigen anthropogenen CO2-Emissionen. Die Unsicherheiten bzgl. des Umfangs des geschätzten verbleibenden CO2-Budgets sind beträchtlich und hängen von mehreren Faktoren ab:

  • von den Unsicherheiten bzgl. der Klimareaktion auf CO2- und Nicht-CO2-Emissionen,
  • von Unsicherheiten bei der Abschätzung des Anteils der bisherigen Erwärmung am CO2-Gesamtbudget,
  • von einer potenziellen zusätzlichen Freisetzung von Kohlenstoff durch künftiges Tauen von Permafrost und Methanfreisetzung aus Feuchtgebieten sowie
  • vom tatsächlichen Ausmaß der künftigen Reduktion der Nicht-CO2-Emissionen.

 

Maßnahmen, die auf eine Veränderung der Sonneneinstrahlung (Solar Radiation Modification, SRM) abzielen, wurden in keinem der zur Auswahl stehenden bewerteten Emissionspfade berücksichtigt, da sie mit erheblichen Unsicherheiten und Wissenslücken behaftet sind. Außerdem bergen sie erhebliche Risiken und ihr Einsatz unterliegt institutionellen und sozialen Einschränkungen im Zusammenhang mit Regierungshandeln, Ethik und den Folgen für eine nachhaltige Entwicklung.

Das Kapitel „C. Emission Pathways and System Transitions Consistent with 1.5°C Global Warming“ in der Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger enthält die vollständige Zusammenstellung der Schlüsselergebnisse des IPCC-Sonderberichts zur Begrenzung der globalen Erwärmung. Neben dem Fahrplan für die erforderlichen anthropogenen Emissionsminderungen werden die folgenden Themenkreise behandelt:

  • Notwendige Systemübergänge zum Erreichen des 1,5° C Ziels
  • Kohlendioxidentnahme aus der Atmosphäre durch den Menschen

 

Literatur:

IPCC (2013): Annex III: Glossary [Planton, S. (Hg.)]. In: Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Stocker, T.F., D. Qin, G.-K. Plattner, M. Tignor, S.K. Allen, J. Boschung, A. Nauels, Y. Xia, V. Bex and P.M. Midgley (Hg.)]. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA.

IPCC (2018a): Summary for Policymakers. In: Global warming of 1.5° C. An IPCC Special Report on the impacts of global warming of 1.5° C above pre-industrial levels and related global greenhouse gas emission pathways, in the context of strengthening the global response to the threat of climate change, sustainable development, and efforts to eradicate poverty [V. Masson-Delmotte, P. Zhai, H. O. Pörtner, D. Roberts, J. Skea, P. R. Shukla, A. Pirani, W. Moufouma-Okia, C. Péan, R. Pidcock, S. Connors, J. B. R. Matthews, Y. Chen, X. Zhou, M. I. Gomis, E. Lonnoy, T. Maycock, M. Tignor, T. Waterfield (Hg.)]. World Meteorological Organization, Geneva, Switzerland, 32 Seiten. (PDF-Datei; 3,4 MB)

IPCC (2018b): Annex I: Glossary [R. Matthews (Hg.)]. In: Global warming of 1.5° C. An IPCC Special Report on the impacts of global warming of 1.5° C above pre-industrial levels and related global greenhouse gas emission pathways, in the context of strengthening the global response to the threat of climate change, sustainable development, and efforts to eradicate poverty [V. Masson-Delmotte, P. Zhai, H. O. Portner, D. Roberts, J. Skea, P.R. Shukla, A. Pirani, W. Moufouma-Okia, C. Pean, R. Pidcock, S. Connors, J. B. R. Matthews, Y. Chen, X. Zhou, M. I. Gomis, E. Lonnoy, T. Maycock, M. Tignor, T. Waterfield (Hg.)]. In Press. (PDF-Datei; 181 KB)

IPCC (2018c): Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger. In: 1,5° C globale Erwärmung. Ein IPCC-Sonderbericht über die Folgen einer globalen Erwärmung um 1,5° C gegenüber vorindustriellem Niveau und die damit verbundenen globalen Treibhausgasemissionspfade im Zusammenhang mit einer Stärkung der weltweiten Reaktion auf die Bedrohung durch den Klimawandel, nachhaltiger Entwicklung und Anstrengungen zur Beseitigung von Armut. [V. Masson-Delmotte, P. Zhai, H. O. Pörtner, D. Roberts, J. Skea, P. R. Shukla, A. Pirani, W. Moufouma-Okia, C. Péan, R. Pidcock, S. Connors, J. B. R. Matthews, Y. Chen, X. Zhou, M. I. Gomis, E. Lonnoy, T. Maycock, M. Tignor, T. Waterfield (Hg.)]. World Meteorological Organization, Genf, Schweiz. Deutsche Übersetzung auf Basis der Version vom 14.11.2018. Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle, ProClim/SCNAT, Österreichisches Umweltbundesamt, Bonn/Bern/Wien, November 2018. (PDF-Datei; 2 MB)

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