Klima / News / Klimaerwärmung verschärft großflächigen Starkregen in Mitteleuropa

25.09.2024

Klimaerwärmung verschärft großflächigen Starkregen in Mitteleuropa

Klimaerwärmung verschärft großflächigen Starkregen in Mitteleuropa

©GeoSphere Austria

Spezielle Wetterlagen wie beim Hochwasser Mitte September bringen durch die menschlich verursachte Klimaerwärmung mittlerweile durchschnittlich sieben Prozent mehr Regen als in vorindustrieller Zeit, und in Zukunft ist eine weitere Zunahme um zumindest fünf Prozent zu erwarten.

Das zeigt eine erste Zuordnungsstudie der wissenschaftlichen Organisation World Weather Attribution unter Mitarbeit der GeoSphere Austria.

Attributionsstudien, auch Zuordnungsstudien genannt, untersuchen für ein konkretes Ereignis, wie groß der Anteil unterschiedlicher Einflussfaktoren ist, zum Beispiel der Einfluss des Menschen. Vereinfacht gesagt wird ein Ereignis sowohl in einer Atmosphäre mit aktueller Klimaerwärmung und als auch in einer Atmosphäre aus vorindustrieller Zeit ohne Klimaerwärmung berechnet und analysiert.

Die Ergebnisse zeigen zum Beispiel, ob ein Ereignis im Klima vorindustrieller Zeit ähnlich intensiv oder häufig sein hätte können oder ob heutige Faktoren verstärkend wirken, wie die deutlich wärmere Atmosphäre.

Zuordnungsstudie für Mitteleuropa

Die großen Regenmengen beim Hochwasser Mitte September entstanden durch eine Vb-Wetterlage (gesprochen „Fünf b“). Bei einer derartigen Wetterlage zieht ein Tiefdruckgebiet vom westlichen Mittelmeer über Italien, Österreich und Ungarn nach Polen.

Die wissenschaftliche Organisation World Weather Attribution führte dazu eine Zuordnungsstudie durch, bei der mehrtägige Starkregen-Ereignisse im Gebiet von Österreich, Tschechien, Slowakei, Teile Polens, Deutschland, Rumänien und Ungarn untersucht wurden.

Ergebnisse

Klaus Haslinger, Klimaforscher der GeoSphere Austria, der an der Studie von World Weather Attribution als Co-Autor beteiligt war, fasst die wesentlichen Ergebnisse zusammen:

  • “Allgemein gibt es in Mitteleuropa zunehmende Trends bei starken mehrtägigen Regenereignissen. Das deckt sich sehr gut mit der in Österreich beobachteten statistisch signifikanten Zunahme der größten gemessenen fünftägigen Niederschlagssummen in den Bundesländern Niederösterreich und Wien um rund 20 Prozent seit 1961.“ (Hinweis: ->siehe Aussendung vom 18.9.)

  • „Betrachtet man nur die Art von Wetterlagen wie beim Hochwasser Mitte September, dann zeigt sich in Mitteleuropa eine Zunahme der Regenmenge um sieben Prozent gegenüber vorindustrieller Zeit, die unmittelbar auf den menschengemachten Klimawandel zurückzuführen ist. Die globale Erderwärmung beträgt derzeit 1.3°C im Vergleich zur vorindustrieller Zeit. Je wärmer die Luft ist, desto mehr Feuchte kann sie aufnehmen, die dann als Regen wieder herunterkommen kann.“

  • „In Zukunft ist eine weitere Zunahme zu erwarten. Bei einer Erwärmung der globalen Mitteltemperatur auf 2 Grad gegenüber vorindustrieller Zeit kann die Regenmenge bei Ereignissen wie in den letzten Wochen um weitere zumindest fünf Prozent zunehmen. Das zeigt auch, wie wichtig ein engagierter weltweiter Klimaschutz ist.“

  • „Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung ist, dass die Verbesserung der Warn- und Schutzmaßnahmen in Mitteleuropa eine deutliche Wirkung zeigten. Die Zahl der Toten war deutlich geringer als bei den letzten großflächigen Hochwasser-Ereignissen in Mitteleuropa in den Jahren 2002 und 1997. Aber natürlich ist jeder Verlust eines Menschenlebens zu viel und weitere ständige Verbesserungen, zum Beispiel im Warnwesen und bei Schutzmaßnahmen, sind wichtig.“

Weitere Zuordnungsstudien geplant

Für die nächsten Monate plant die GeoSphere Austria in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Organisationen weitere Zuordnungsstudien zu unterschiedlichen Aspekten der Hochwasserlage von Mitte September. Zum Beispiel geht es darum, aus welchen Regionen und in welchem Ausmaß die Feuchte kam, welchen Einfluss dabei die Oberflächentemperatur der Meere hatte und wie sich die Großwetterlage auf die Geschwindigkeit und Zugbahn des Tiefdruckgebiets auswirkte und in welchem Ausmaß hier der menschengemachte Klimawandel wirkt.“

Extrem viel Regen in kurzer Zeit

Die Wetterlage Mitte September brachte in Österreich extrem große Regenmengen. Von 12. bis 16. September regnete es im Großteil Österreichs mehr als 100 Millimeter. Regional waren es zwischen 300 und knapp über 400 Millimeter.

Damit gab es in wenigen Tagen zwei bis fünf Mal so viel Niederschlag wie in einem durchschnittlichen gesamten September und die GeoSphere Austria registrierte an vielen Wetterstationen neue Höchstwerte bei den Tages- und Mehrtagessummen.

Zum Beispiel gab es in St. Pölten (N) innerhalb von fünf Tagen 409 Millimeter Regen. Der bisherige Rekord der fünftägigen Regenmenge lag bei 207 Millimeter im Juli 2009. Gemessen wird hier seit 1937. An der Wetterstation Wien Hohe Warte waren es 210 Millimeter. Der bisherige Rekord der fünftägigen Regenmenge war 184 Millimeter im Juli 1997. Gemessen wird hier seit 1872.

Extrem auch die eintägigen Mengen: In St. Pölten zum Beispiel regnete es von 14. bis 15. September 2024 in 24 Stunden 225 Millimeter. Das ist die zweithöchste jemals in Österreich registrierte 24-Stunden-Regenmenge.

---

Weitere Informationen

Artikel auf World Weather Attribution:

https://www.worldweatherattribution.org/climate-change-and-high-exposure-increased-costs-and-disruption-to-lives-and-livelihoods-from-flooding-associated-with-exceptionally-heavy-rainfall-in-central-europe/

-----

RR05d

Extreme Regenmengen in wenigen Tagen. Dargestellt ist die Niederschlagsmenge im Zeitraum 12. bis 16. September 2024. Auswertung mit SPARTACUS-Daten. Quelle: GeoSphere Austria. ->volle Auflösung

© Meteopics P. Schuhbauer
Wettergutachten

Auskunft über vergangenes Wetter… mehr  •••

Gitterdatensätze

Räumliche Daten für Forschung und Planung… mehr  •••

© IG Windkraft Österreich
Windenergiegutachten

Berechnung der erwartbaren Energieproduktion… mehr  •••

Sonnblick-Observatorium
zur Sonnblick-Website (© ZAMG)
Phänologie-PhenoWatch
zum Phänologie-Portal (© ZAMG)
HISTALP
zur HISTALP-Website (© ZAMG)