16.05.2017
Klimawandel in Städten: neue internationale Kooperation
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) und die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) starteten mit einem Workshop in Wien eine internationale Zusammenarbeit, um Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel in großen Städten zu untersuchen. 13 internationale Institutionen, aus Großstädten von Berlin über Wien bis Kairo, untersuchen mit Hilfe von Computersimulationen unter anderem, wie Begrünung, Wasserflächen, reflektierende Dachfarben und die Art der Bebauung extreme Hitzebelastung in den Städten effizient vermindern kann.
Immer mehr Menschen und immer mehr extreme Wettererscheinungen - die Herausforderungen an große Städte steigen stetig. Besonders die Zunahme von Hitzewellen wirkt sich massiv auf die Bevölkerung aus. So erlebte Wien vor zwei Jahren 42 Tage über 30 °C, an 17 Tagen waren es sogar mehr als 35 °C. Damit wurde der bisherige Rekord um mehr als das Dreifache übertroffen. In 23 Nächten sank die Temperatur nicht unter 20 °C, doppelt so viel wie beim bisherigen Rekord. Die Wiener Rettung verzeichnet bei Hitzewellen rund 20 Prozent mehr Einsätze.
Zahl der Hitzetage kann reduziert werden
„Die gute Nachricht ist: Trotz extremer Rahmenbedingungen stehen die Chancen gut, die Lebensqualität in Großstädten zu halten oder sogar zu steigern", sagt die Stadtklimaforscherin Maja Zuvela-Aloise von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), „weltweit wird in vielen Städten untersucht, welche Maßnahmen besonders effizient wirken. Nutzt man zum Beispiel in Wien alle für Dachbegrünung geeigneten Flächen und deckt alle restlichen Dächer mit einem Material, das 70 Prozent der Sonnenstrahlung reflektiert, geht die Zahl der Tage mit mehr als 30 Grad in der Innenstadt um bis zu 29 Prozent zurück, in weniger stark verbauten Außenbezirken wie in Döbling um bis zu 20 Prozent. Das Potential ist also groß."
Computersimulationen berechnen Stadtklima
Letzte Woche starteten Stadtklimaexpertinnen und -experten aus neun Ländern mit einem gemeinsamen Workshop von ZAMG und DWD in Wien eine internationale Zusammenarbeit, um künftig ihre Erfahrungen und Entwicklungen intensiver auszutauschen. Ein Schwerpunkt ist dabei die Arbeit mit dem Stadtklimamodell MUKLIMO_3 (Dreidimensionales mikroskaliges urbanes Klimamodell). MUKLIMO_3 wurde vom Deutschen Wetterdienst entwickelt und berücksichtigt sehr komplexe Daten wie die regionale Geländestruktur und die Landnutzung. Die Computersimulationen ermöglichen, für verschiedene Szenarien die kleinräumige Entwicklung des Klimas einer Stadt zu berechnen. Dadurch lassen sich zum Beispiel die Auswirkungen von Maßnahmen im Städtebau abschätzen, wie Änderungen in der Bebauungsart und Begrünungen.
Stadtklimaforschung von Berlin über Wien und Istanbul bis Kairo
Die neue internationale Kooperation zur Stadklimaforschung wird unter anderem dazu beitragen, dass das Stadklimamodell weiter verbessert werden kann", sagt die ZAMG-Klimaforscherin Maja Zuvela-Aloise: „Die Physik funktioniert natürlich in allen Städten gleich, egal ob Berlin, Wien, Istanbul oder Kairo. Aber die Rahmenbedingungen sind durch die jeweilige Stadtstruktur sowie das lokale Klima und Wetter sehr unterschiedlich. Dadurch bekommen wir vielfältige Erfahrungen zu den Stärken und Schwächen des Modells unter verschiedensten Bedingungen und können gezielt Verbesserungen vornehmen. Wir freuen uns, dass wir in dieser neuen Zusammenarbeit von 13 internationalen Institutionen als Hauptpartner des DWD dabei sind und unsere langjährige Erfahrung in Modellierung, Organisation von Trainings, Netzwerk, User Support einbringen können."
Neue Broschüre „Urban Modelling"
Weitere Informationen zur Stadtklimaforschung der ZAMG enthält die neue Broschüre „Urban Modelling - wissenschaftliche Basis klimasensitiver Stadtplanung". Sie ist ->hier als pdf frei abrufbar .
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Teilehmerinnen und Teilnehmer aus neun Ländern beteiligten sich am ersten Workshop der neuen internationalen Kooperation zur Untersuchung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel in Städten. Foto: ZAMG.
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Web-Links
ZAMG Stadtklima: www.zamg.ac.at/cms/de/forschung/klima/stadtklima
DWD Stadt- und Regionalklima: www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaforschung/klimawirk/stadtpl/home_node_stadtplanung.html
ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at