04.02.2022
Schnee im Klimawandel
Vor kurzem wurde das dreijährige Projekt FuSE-AT abgeschlossen. Dabei entstanden erstmals detaillierte regionale Daten der Schneelage in Vergangenheit und Zukunft für die gesamte Fläche Österreichs.
In FuSE-AT erstellten ZAMG (Leitung), Universität Innsbruck, Climate Change Centre Austria und Schneezentrum Tirol Datensätze für die Entwicklung der Schneelage seit 1961 sowie für drei unterschiedliche Klimaszenarien bis zum Jahr 2100.
Das vom Klima- und Energiefonds im Rahmen des Austrian Climate Research Program (ACRP) finanzierte Projekt „Future Snow Cover Evolution in Austria, FuSE-AT“ startete 2018. Die Ergebnisse stehen als Erweiterung der offiziellen österreichischen Klimaszenarien für Forschung und Anwendungen über das CCCA Data Center zur Verfügung. Sie enthalten erstmals für Österreich eine flächige Darstellung der Entwicklung der Schneedecke von 1961 bis heute und darauf aufbauend drei unterschiedliche Zukunftsszenarien.
Die Daten liegen auf einem Raster von 1x1 Kilometer vor, das entspricht rund 84.000 Datenpunkten in Österreich. Sie enthalten neben Schneehöhen auch viele für den Wintertourismus wichtige Kenngrößen, wie die Schneedeckendauer und das Potential für technische Beschneiung.
Markanter Einfluss von Klimaschutz auf Schneelage
„Alle Zukunftsszenarien von FuSE-AT zeigen einheitlich: Die weitere Entwicklung der Schneelage in Österreich hängt direkt mit dem globalen Klimaschutz zusammen“, sagt Projektleiter Andreas Gobiet von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). „Natürlich schwankt die Schneelage von Jahr zu Jahr und je nach Region stark. Und es gibt auch mehrjährige Perioden mit mehr oder weniger Schnee. Aber langfristig hängt die Schneelage stark vom Temperaturniveau ab und damit vom Ausmaß der Klimaerwärmung durch den menschlich verursachten Treibhauseffekt. Das sehen wir auch deutlich in den Daten der Vergangenheit: Über die gesamte Fläche und alle Höhenlagen Österreichs gemittelt hat die Dauer der Schneedecke seit 1961 um 40 Tage abgenommen. Die Auswertung nach unterschiedlichen Höhenlagen ergibt besonders starke Abnahmen unterhalb von 1500 Meter Seehöhe.“
Basis für Anpassungsmaßnahmen in den Regionen
Klima- und Energiefonds-Geschäftsführer Ingmar Höbarth: „Wissenschaftlich fundierte Daten zum Klimawandel zeigen, welche Maßnahmen die richtigen sind, um die Auswirkungen der Klimakrise zu mildern und die richtigen Schritte zur Anpassung zu setzen. Zum Beispiel werden unsere Klimawandel-Anpassungs-Modellregionen von den Schnee-Szenarien profitieren.“
Szenarien zum Durchklicken
Plakativ dargestellt sind die Auswirkungen von unterschiedlichen Zukunftsszenarien auf die Schneelage in verschiedenen Höhen Österreichs in einer interaktiven Infografik auf fuse-at.ccca.ac.at/infografik. „Hier sind die wichtigsten Ergebnisse der Studie kurz und verständlich zusammengefasst, vom städtischen Bereich bis zum Hochgebirge“, erklärt Projektleiter Gobiet.
Beispiel 1: die tiefen Lagen Österreichs
Die Auswertungen von FuSE-AT zeigen für die ganz tiefen Lagen Österreichs, unterhalb von 400 Meter Seehöhe:
Ohne globalen Klimaschutz („der fossile Weg“, Klimaszenario RCP8.5) nimmt die Dauer der Schneedecke bis zum Jahr 2100 um 90 Prozent ab. Somit gäbe es hier in einem durchschnittlichen Winter nur noch zwei Tage mit einer geschlossen Schneedecke.
Bei Einhaltung des Pariser Klimaabkommens („unvermeidlicher Klimawandel, 2-Grad-Weg“, Klimaszenario RCP2.6) geht die Schneedeckendauer bis 2100 „nur“ um 50 Prozent zurück. Damit wären in den tiefen Lagen Österreichs pro Winter acht Tage mit Schneedecke zu erwarten.
Beispiel 2: Lagen um 1000 Meter, Beschneibarkeit
Lagen um 1000 Meter Seehöhe sind der Ausgangspunkt vieler Aktivitäten abseits der Pisten, wie Skitouren und Schneeschuhwandern sowie die typische Lage vieler Talstationen und Langlaufloipen. Für diese Regionen ergeben die Auswertungen von FuSE-AT:
Ohne globalen Klimaschutz („der fossile Weg“) nimmt die Dauer der natürlichen Schneedecke bis zum Jahr 2100 um 70 Prozent ab. Damit wären hier pro Winter nur noch rund 30 Tage mit Schneedecke zu erwarten.
Bei Einhaltung des Pariser Klimaabkommens („unvermeidlicher Klimawandel, 2-Grad-Weg“) geht die Schneedeckendauer bis 2100 um 25 Prozent zurück. Damit wären hier pro Winter rund 60 Tage mit Schneedecke zu erwarten, also doppelt so viele wie ohne Klimaschutz.
Die atmosphärischen Bedingungen für die technische Beschneiung gehen in dieser Höhenlage ohne Klimaschutz um 50 Prozent zurück, bei Einhaltung des Pariser-Ziels um 15 Prozent.
Beispiel 3: Kernbereich für Wintersport
Regionen von 1500 bis 2500 Meter Seehöhe umfassen den Großteil des Wintersports und Wintertourismus. Für diese Höhenlagen zeigen die Auswertungen von FuSE-AT:
Ohne globalen Klimaschutz („der fossile Weg“) nimmt die Dauer der natürlichen Schneedecke bis zum Jahr 2100 um 45 Prozent ab. Damit wären hier pro Winter rund 120 Tage mit Schneedecke zu erwarten.
Bei Einhaltung des Pariser Klimaabkommens („unvermeidlicher Klimawandel, 2-Grad-Weg“) geht die Schneedeckendauer bis 2100 um 10 Prozent zurück. Damit wären hier pro Winter rund 190 Tage mit Schneedecke zu erwarten.
Die atmosphärischen Bedingungen für die technische Beschneiung gehen in dieser Höhenlage ohne Klimaschutz um 35 Prozent zurück, bei Einhaltung des Pariser-Ziels nur um 10 Prozent.
Fallstudien mit Regionen
Um die Nutzbarkeit von Schneeszenarien für Anwender aufzuzeigen, wurden im Projekt FuSE-AT in enger Zusammenarbeit mit Tourismusbetrieben auch Fallstudien durchgeführt. Unter anderem wurden die klimatologischen Rahmenbedingungen für die zwei sehr unterschiedlichen Skigebiete Brunnalm/Hohe Veitsch (Steiermark) und Obergurgl (Tirol) im Detail untersucht und gezeigt, dass die Auswirkungen des Klimawandels unter Berücksichtigung des Naturschnees und der technischen Beschneiung je nach geografischen Verhältnissen sehr unterschiedlich sind. Das führt in Folge zu sehr unterschiedlichen Anpassungsstrategien.
Wichtiger Teil der betriebswirtschaftlichen Strategie
„Änderungen finden nun einmal statt und es wäre für einen Freizeitbetrieb auch im betriebswirtschaftlichen Sinne verantwortungslos sich damit nicht auseinanderzusetzen“, sagt der Geschäftsführer der Freizeitbetriebe Veitsch GmbH, Arno Russ, „diese Klimawandel-Studie ist für uns eine wertvolle Informationsgrundlage für langfristige strategische Entscheidungen.“
Das Projekt FuSE-AT
Im Projekt „Future Snow Cover Evolution in Austria, FuSE-AT“ arbeiteten die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), die Universität Innsbruck, das Climate Change Centre Austria (CCCA) und das Schneezentrum Tirol zusammen. Finanziert wurde das Projekt vom Austrian Climate Research Program (ACRP) des Klima- und Energiefonds. Ziel war, die offiziellen Klimaszenarien Österreichs (ÖKS15) um Daten zur Schneelage zu erweitern.
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Weitere Informationen
Projekt-Website: https://fuse-at.ccca.ac.at/
Interaktive Infografik: https://fuse-at.ccca.ac.at/infografik/
FuSE-AT Datenzugriff über das CCCA Datenzentrum: https://data.ccca.ac.at/group/fuse-at
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Je weniger globaler Klimaschutz, desto stärker der langfristige Rückgang der Schneedeckendauer in Österreich. Die Grafik oben zeigt die Änderung der Schneedeckendauer gemittelt über die gesamte Fläche Österreichs (und somit über alle Höhenlagen). Verglichen wird mit dem Durchschnitt des Zeitraums 1971-2000. RCP8.5 bezeichnet das Szenario ohne Klimaschutz, RCP4.5 mit mäßigem Klimaschutz und RCP2.6 das sogenannte Paris-Ziel mit einer Erwärmung unter 2 Grad. ->volle Auflösung.
Änderung der Schneedeckendauer nach Höhenlage und Emissionsszenario: Die Grafik zeigt die Änderung der Dauer der natürlichen Schneedecke (mit mindestens 10 cm Höhe) in Prozent in verschiedenen Höhenstufen für dieselben drei Szenarien. Verglichen wird die Periode 1971 bis 2000 mit 2071 bis 2100. RCP8.5 bezeichnet das Szenario ohne Klimaschutz, RCP4.5 mit mäßigem Klimaschutz und RCP2.6 das sogenannte Paris-Ziel mit einer Erwärmung unter 2 Grad. Quelle: ZAMG. ->volle Auflösung.