Geschichte
Im Jahr 2021 feiert die ZAMG ihr 170jähriges Bestehen.
Mit Allerhöchster Entschließung vom 23. Juli 1851 bewilligte Kaiser Franz Joseph die Errichtung "…einer Centralanstalt für meteorologische und magnetische Beobachtungen" der Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, die auf eine Initiative der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zurückgeht.
Lesen Sie dazu eine kurze Chronologie der ZAMG:
Karl Kreil (1798 - 1862) wurde erster Direktor der neu gegründeten Zentralanstalt und zugleich Professor für Physik an der Universität Wien. Diese Personalunion, zwischen Direktor einerseits und Universitätslehrer andererseits, blieb bis heute erhalten und beeinflusste nachhaltig die wissenschaftliche Forschung an der Zentralanstalt. Kreil richtete ein meteorologisches Beobachtungssystem für das Gebiet der gesamten österreichischen Monarchie ein und führte für dieses auch die erste geomagnetische Landesaufnahme durch.
1872 übersiedelte die Zentralanstalt in ihr, von Heinrich Ferstel erbautes, neues und endgültiges Quartier an der Hohen Warte in Wien Döbling. Ein Jahr später, 1873, organisierte die Zentralanstalt den ersten internationalen Meteorologenkongress in Wien, wo die Internationale Meteorologische Organisation (IMO) als Vorläuferin der Weltmeteorologischen Organisation (WMO) gegründet wurde.
Ab 1877 erfolgte die Ausgabe des täglichen telegraphischen Wetterberichtes, mit einer synoptischen Karte und der Prognose für den folgenden Tag. Der neue Wetterbericht enthielt die Morgenbeobachtung von 60 Stationen aus allen Teilen Europas, darunter 24 inländische.
Mit Erlass vom 23. Februar 1904, wurde der Zentralanstalt der gesamte seismische Dienst für Österreich übertragen, was auch die Namensänderung in Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik nach sich zog.
In seinem Amt als Direktor folgten Kreil hervorragende Wissenschaftler, darunter Julius Hann (1839 - 1921) und Felix Maria Exner (1876 -1930).
War Hanns Bedeutung in der Klimatologie eine weltweite und begann man in seiner Ära von einer österreichischen Meteorologenschule zu sprechen - Hann verfasste auch das umfassende "Lehrbuch der Meteorologie" -, so erinnert man sich bei Exner an einen großen Theoretiker und an sein Werk der "Dynamischen Meteorologie".
An der Zentralanstalt arbeiteten unter vielen anderen Forscher wie Max Margules (1856 - 1920), Mitbegründer der theoretischen Meteorologie und Victor Conrad (1876 - 1962), Entdecker der nach ihm benannten Diskontinuität im mittleren Bereich der Erdkruste.
Nur einmal wurde die Tradition der ZAMG unterbrochen: nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich musste der Klima- und Wetterdienst nach Berlin übersiedelt werden, wo diese dem Deutschen Reichswetterdienst unterstellt wurden; die Zentralanstalt in Wien wandelte man in ein Forschungsinstitut um.
[Siehe dazu: Thaler, Johannes, Mertz, Gunnar, Hammerl, Christa u. Oliver Rathkolb: BergWetter 1938: Diktatur, Behörden, Wissenschaft: GBA und ZAMG im Schatten des Nationalsozialismus. Verlag der Geologischen Bundesanstalt (2018).
Online verfügbar: https://opac.geologie.ac.at:/ais312/dokumente/Bergwetter_WEB.pdf, abgerufen: 4.1.2021).]
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt und es kam zu einer beachtlichen personellen und räumlichen Expansion der ZAMG, die auch in den zahlreichen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen reflektiert wird.
1957 wurde das Haus Hohe Warte 40 auf dem Nachbargrundstück erworben und in der Folge für Bürozwecke adaptiert.
[Über die (Familien-)Geschichte des Hauses, die dunkle Zeit während der NS-Herrschaft mit Enteignung und Arisierung und über den Verkauf an die Republik Österreich siehe ausführlich: https://www.zamg.ac.at/cms/de/topmenu/ueber-uns/geschichte/bleier, abgerufen: 29.6.2021).]
Zwischen 1967 und 1973 wurde ein Radarturm, ein Ballonfüllhaus und ein neues Bürogebäude in zwei Baustufen auf dem Gelände der ZAMG errichtet. Das neue Bürogebäude beherbergt u.a. eine der größten Fachbibliotheken auf dem Wissensgebiet der Meteorologie und Geophysik.
Heute ist die ZAMG mit Ihrer Zentrale in Wien und ihren Kundenservicestellen in Graz, Klagenfurt, Salzburg und Innsbruck als teilrechtsfähige Einrichtung des Bundes, ein moderner Dienstleistungsbetrieb. Nur einige Tätigkeiten seien hervorgehoben: die Synoptikabteilung ist, unter Zuhilfenahme modernster Technik, für den täglichen Prognosedienst zuständig. Die geophysikalische Abteilung führt den Erdbeben- und Geomagnetischen Dienst durch. Die Klimaabteilung erstellt, mittels der aus dem österreichischen Messnetz gewonnenen Daten, Klimastatistiken und -karten. Die technische Abteilung betreut dieses meteorologische Messnetz, das aus teilautomatischen Wettererfassungssystemen (TAWES-Stationen) und teilautomatischen Klimastationen (TAKLIS-Stationen) besteht. Die Abteilung für Umweltmeteorologie untersucht die Ausbreitung von Schadstoffen in der Atmosphäre und gibt in Krisenfällen (z.B. bei Austritt von Radioaktivität in die Atmosphäre) direkte Information an die Bundeswarnzentrale ab. Die Abteilung für elektronische Datenverarbeitung ist mit modernsten Geräten zur Bewältigung der umfangreichen computergesteuerten Abläufe ausgestattet.
Ansprechpartnerin: Christa Hammerl
- Das Margules Haus der ZAMG – ehemals Hohe Warte 40 – und die Großfamilie Bleier
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• Einleitend beschreibt ein Auszug aus Hammerl & Staudinger (Hg.) 2021: 170 Jahre ZAMG und aus den Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission die Thematik.
• Daran schließen ausführliche „Historische Rückblicke als Vermächtnis von Mag. Eveline Elisabeth März, Urenkelin des Papierfabrikanten Ignaz Bleier” an.
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